Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen

Viermal diskussionslos einstimmig Ja

Fast genau einen Monat nach seinem schweren Unfall führte Gemeindepräsident Christoph Hiller am Montag souverän durch die jährliche «Budgetgemeinde». 246 Meilemerinnen und Meilemer waren gekommen, um die unstrittigen Traktanden abzuarbeiten.

Gemeindeversammlung Christoph mit Glocke_web
Nach seinem schweren Unfall stand Gemeindepräsident Christoph Hiller am Montag erstmals wieder in der Öffentlichkeit. Foto: MAZ

Dass Christoph Hiller die Gemeindeversammlung leiten konnte, ist nicht selbstverständlich: Vier Wochen zuvor hatte er sich in Engelberg beim Curling einen Schädelbruch mit Hirnblutung zugezogen. «Als ich wieder zu mir kam, war mein erster Gedanke: Bis zur Gemeindeversammlung muss ich einsatzfähig sein!», sagte er kurz nach acht Uhr in der reformierten Kirche.

Er sei noch nicht ganz genesen, fühle sich aber wesentlich besser. Auch wenn es vielleicht unvernünftig sei, er freue sich, sein «Hobby» wieder ausüben zu können: «Die Gemeindeversammlung vorbereiten und führen mache ich gerne!» Auch bedankte er sich bei seinen Kollegen aus dem Gemeinderat für die Unterstützung, vor allem bei den Stellvertretern, dem Vizepräsidenten Heini Bossert und der 2. Vizepräsidentin Cordula Kaiss. Alle Gemeinderäte schlossen sich dem warmen Willkommensapplaus für Christoph Hiller an.

Kredit für den Kindergarten nicht ganz ausgeschöpft

Das erste Traktandum betraf die Kreditabrechnung für die Instandsetzung des Kindergartens Tobel und die Erweiterung des notwendigen Raums für den Verein Familienergänzende Einrichtungen für Kinder in Meilen (FEE). Im November 2022 war an der Urne ein Baukredit von 3,53 Mio. Franken bewilligt worden, von August 2023 bis Dezember 2024 wurde gebaut. Seit Anfang Jahr sind der erneuerte Kindergarten und die zusätzlichen Räume in Gebrauch.

Gemeinderat Peter Bösch präsentierte die Abrechnung. Der Kredit wurde nicht ganz ausgeschöpft. Dies ist nicht zuletzt dem zusätzlichen Betrag von gut 400’000 Franken zu verdanken, der die Bauteuerung ausgleichen sollte. Dadurch konnte aufgefangen werden, dass die Erdbebenertüchtigung der alten Räume teurer war als ursprünglich berechnet, und dass ein schöner neuer Spielplatz die Aussenräume aufwertet – er war ursprünglich nicht geplant. Unter dem Strich resultierten schliesslich 32’640.90 Franken Minderkosten. Die Abrechnung wurde einstimmig angenommen.

Ein trockenes Geschäft

Als zweites präsentierte Gemeinderat Alain Chervet die Totalrevision der Siedlungsentwässerungsverordnung. «Obwohl es um Wasser geht, ist es ein trockenes Geschäft», hatte Christoph Hiller einleitend richtig bemerkt.

Die Siedlungsentwässerungsverordnung (SEVO) regelt die Abwasserentsorgung und deren Finanzierung. Seitdem die aktuell noch geltenden Gesetze erlassen worden sind, sind 18 Jahre vergangen. Inzwischen wurden übergeordnete gesetzliche Grundlagen geändert, die Rechtsprechung zu den Gebührengrundlagen hat sich entwickelt und auch die umweltgerechte Siedlungsentwässerung wird neu gehandhabt.

Beibehalten werden das Gebührenmodell, bestehend aus einmaliger Anschlussgebühr und jährlichen Benutzungsgebühren, wobei letztere sich zusammensetzen aus Grund- und Mengengebühr. Auch diese Vorlage wurde diskussionslos einstimmig angenommen.

Keine Acht vornedran

Selbst das dritte und letzte Traktandum, Budget und Steuerfuss 2026, wurde in Rekordtempo diskussionslos angenommen – ob die Meilemer wohl ihrem Gemeindepräsidenten einen frühen Feierabend gönnen wollten?

Das Budget für das kommende Jahr weist einen Aufwandüberschuss von 3,77 Mio. Franken aus, dies bei einem buchhalterischen Gesamtaufwand von 167,25 Mio. Franken und einem Gesamtertrag von 163,48 Mio. Franken, basierend auf einem unveränderten Steuerfuss von 79%.

Christoph Hiller betonte, der Gemeinderat habe das Budget sehr seriös und haushälterisch erstellt mit einem gesunden Finanzhaushalt als Ziel vor Augen. Das Defizit sei angesichts des Eigenkapitals tragbar: «Eine rote Zahl soll ausserdem die Sparsamkeit aufrechterhalten», so Hiller. Ein weiteres Ziel des Gemeinderats sei es, den Steuerfuss möglichst konstant zu halten.

Die Details zum Budget wurden von Gemeinderätin und Finanzvorsteherin Verena Bergmann-Zogg präsentiert. Sehr gute Erträge erwarten darf man auch kommendes Jahr wieder bei den Grundstückgewinnsteuern. Bereits im 2025 fielen sie höher aus als die erwarteten 21 Mio. Franken und wurden für 2026 auf 23 Mio. Franken erhöht. Sie gehen nicht in den Finanzausgleich, sondern in die Gemeindkasse. Die Rückstellungen für den Finanzausgleich werden auf 38,19 Franken geschätzt.

Geplant sind Nettoinvestitionen im Verwaltungsvermögen im Umfang von 25,8 Mio. Franken, darunter Investitionen in Schulliegenschaften (u.a. Sanierung der Innenräume des Gebäudes C sowie Aufstockung des Gebäudes X auf der Allmend) und in den Erhalt und Ausbau von Strassen, Kanalisation, öffentlichen Verkehr etc.

Sie freue sich, weiterhin einen Steuerfuss von 79% vorschlagen zu können, sagte Verena Bergmann-Zogg abschliessend: «Das ist doch schöner als etwas mit einer Acht vornedran.» Das sahen alle so und segneten das Budget und anschliessend auch den Steuerfuss diskussionslos ab.

Tempo 30 funktioniert

Wie üblich wurde vor der Gemeindeversammlung die Info- und Fragestunde des Gemeinderats durchgeführt, auch diese geleitet von Gemeindepräsident Christoph Hiller. Diesmal gab es einige vorab eingereichte Fragen zu beantworten. So etwa jene von Jürg Arnold. Er erkundigte sich nach Details zur neuen Tempo-30-Zone im Dorf.

Die Gemeinderäte Alain Chervet und Marcel Bussmann lieferten Daten: Messungen der Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Höhe Prima/Post haben ergeben, dass 85% der Fahrzeuge mit weniger als 27 km/h unterwegs sind. Nur rund 1 Prozent ist schneller als 50 km/h. «Wir haben das Gefühl, es funktioniert», so Marcel Bussmann. Ausserdem kommen «Speedys» zum Einsatz, welche den Fahrern ihre Geschwindigkeit anzeigen. Falls nötig, werden Übertretungen natürlich geahndet.

Keine Zuständigkeit des

Gemeinderats

Emissionen der Delica waren ein weiteres Thema. Ebenfalls Jürg Arnold beklagte, dass die Guetzli- und Glacefabrik regelmässig Kühlketten-Eisenbahnwagen stehen lässt, die Lärm, Gestank, und Abgase erzeugten. Der Gemeinderat kann hier jedoch nicht einschreiten, weil die Zuständigkeit beim BAV (Bundesamt für Verkehr) bzw. beim AWEL (Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft) liegt.

Höhere Abgabe in den Öko-Fonds

Die Frage von Verena Windisch betraf eine Preiserhöhung für die Stromkunden, die von der iNFRA kommuniziert worden war. Wie Gemeinderat Heini Bossert erklärte, betrifft diese nicht den Strompreis, jedoch die Abgabe in den Öko-Fonds, die von 0,3 Rp./kWh auf 0,5 Rp./kWh gestiegen ist. In absoluten Zahlen ist das wenig, relativ sehen die «+ 44,4%» nach viel aus.

100 gefällte Eschen

Susy Sauter erkundigte sich, wann die Wanderwege im Dorfbachtobel wieder offen sind. Aktuell müssen rund 100 Eschen gefällt werden, die an einer Pilzkrankheit leiden; wegen der engen Platzverhältnisse im Tobel werden sie teils mit dem Helikopter ausgeflogen. Gemeinderätin Marzena Kopp hofft, dass diese Arbeiten bis am 19. Dezember abgeschlossen werden können, anschliessend kann eine Öffnung der Wege erfolgen, wenn alle Rahmenbedingungen erfüllt sind.

Road Safety Inspection 

Der Feldner Heinz Wegmann hat einige für Fussgänger sehr gefährliche Situation an engen Stellen der Schwabachstrasse erlebt und wünscht sich dort deshalb die Markierung eines Fussgängerbereichs mit gelben Streifen. Wie Gemeinderat Marcel Bussmann erklärte, ist ein solcher nur mit Pfosten zulässig, wodurch die Strasse noch enger würde. Weichen Autos aus, sind Fussgänger erst recht gefährdet – ähnlich wie auf der Plattenstrasse beim Alterszentrum.

Es wurde nun eine Road Safety Inspection in Auftrag gegeben und mögliche bauliche Massnahmen werden geprüft.

«Er muss weg!»

Eine ganze Palette von Fragen von Rolf Zach betreffend den neuen Park beim Kibag-Kran beantwortete Gemeinderat Peter Bösch. Erfragt wurde u.a. der Mietertrag für die zehn Wohnungen in den Häusern östlich und westlich, die ebenfalls der Gemeinde gehören: Er beträgt 210’000 Franken pro Jahr. Im Erdgeschoss dieser Häuser wünscht sich Rolf Zach ein Wassersporthaus für die Jugend. Für Wassersport ist das Gelände aber zu nah an der Fähre gelegen. Umkleide und Dusche fehlen, weil der Park nicht als Badeanstalt gilt.

Der denkmalgeschützte Kran ist Rolf Zach insgesamt ein Dorn im Auge: «Er muss weg!», forderte er kategorisch. Da der Kran plus die gesamte Anlage mitsamt Schienen im Inventar der Industriekultur Schweiz (ISIS) verzeichnet ist, wird er aber bleiben.

Das ursprüngliche Dach hält dicht

Ein Update zur Schulanlage Allmend lieferte ebenfalls Peter Bösch. Alle erinnern sich noch an die eindrücklichen Bilder vom 1. September, als das Gebäude F in einem Sturm sein Zusatzdach verlor. Weshalb das Dach vom Wind abgehoben werden konnte, wird weiterhin abgeklärt. Schwierig sei die Haltung der Gebäudeversicherung, so Peter Bösch: «Sie behauptet, es habe nicht gestürmt.» Positiv: Das nun freiliegende ursprüngliche Dach «verhebet».

Erste Vierfachturnhalle im Kanton Zürich

Christoph Hiller stellte kurz noch «die Zukunft der Allmend» vor, sprich das Siegerprojekt des Architekturwettbewerbs, «openair» von Baumgartner Loewe Architekten AG. Vor allem lobte er den grossen Freiraum rund um einen zentralen Bau. Auf eine Frage von Felix Lier versicherte er ausserdem, dass separate Zugänge zu den Räumen der Vierfachturnhalle geplant sind, die getrennt von der Schulnutzung funktionieren.

Die Vierfachturnhalle wäre übrigens die erste ihrer Art im Kanton Zürich und wäre dannzumal – in rund acht Jahren – «auch gut für Gemeindeversammlungen». Die letzte Versammlung des Jahres 2025 begann dann gleich anschliessend um 20.15 Uhr.

Jahreskalender mit goldenen Ansichten

Für Meilemer Verhältnisse früh, nämlich bereits um 21.30 Uhr, war die letzte Gemeindeversammlung des Jahres zu Ende. Die Anwesenden wurden – wie es der Brauch ist – anschliessend mit einem Wandkalender für das neue Jahr beschenkt. Die wunderschönen Fotos der Gemeinde zu unterschiedlichen Jahreszeiten im goldenen Abendlicht hat Patrick Veenhoff mit der Drohne aufgenommen.

Der gebürtige Holländer ist eingebürgerter Meilemer, Hobby-Fotograf aus Leidenschaft und wünscht mit den detailreichen Ansichten von Seeanlage, Hirschenhaab, Hohenegg, Herrenweg und vielem mehr allen ein vergoldetes 2026.

Doch zuerst gab es noch einen Apéro – draussen in der festlich beleuchteten Seeanlage warteten Glühwein, Guetzli, Mandarinli, Lebkuchen und Grittibänze.

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