Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Eine Hainbuche kommt geflogen

Am Mittwoch letzter Woche fand eine rund zwölf Meter hohe Hainbuche eine neue Heimat direkt am Zürichsee. Um sie zu setzen, kam einer der grössten Pneukrane der Schweiz zum Einsatz.

Während des Transports musste die Seestrasse einspurig gesperrt werden.

Das aussergewöhnliche Gartenbau-Ereignis fand in Meilen an der Seestrasse 332 statt. Die betreffende Hainbuche (Carpinus betulus) weist einen Kronendurchmesser von rund acht Metern und das stattliche Gewicht von ungefähr elf Tonnen auf. Allein der Ballen mit dem Wurzelwerk ist 3,2 Meter breit und fast einen Meter hoch. Das sind beeindruckende Dimensionen.

Um den landschaftsprägenden Baum sicher zu pflanzen, kam ein riesiger Pneukran der Firma Toggenburger zum Einsatz. Spektakulär der Hub und das präzise Einsetzen des Baumes, der von einem vier Meter breiten Spezialtransporter nach Meilen gebracht worden war. Für das Entladen musste die Seestrasse während einiger Zeit einseitig gesperrt werden.

Ein Zeichen gegen den Trend zu sterilen Gärten

Bei vielen Ersatz- und Neubauten wird der alte, wertvolle Baumbestand aus wirtschaftlichen oder planerischen Gründen gefällt. Die anschliessenden Ersatzbepflanzungen bestehen nicht selten aus vereinzelten Sträuchern, etwas Kies und ein paar Gräsern – Fragmente eines Gartens, die kaum zur Qualität des Orts- und Landschaftsbildes beitragen.

Was als moderner Minimalismus verkauft wird, ist in der Realität häufig ein Verlust an Atmosphäre, Lebensqualität und Biodiversität. Das Projekt an der Seestrasse setzt hier ein bewusstes Gegengewicht: Statt auf eine symbolische Ersatzpflanzung zu setzen, entschieden sich die privaten Eigentümer dafür, einen Baum zu pflanzen, der tatsächlich Landschaft gestaltet und nicht nur eine Pflichtposition im Baubeschrieb erfüllt.

Und mehr als das: Der Baum, der vor dem Umbau der Liegenschaft an dieser Stelle stand, wurde nach seiner Fällung bereits vor gut einem Jahr als so genannter Raubaum im See befestigt, um Flora und Fauna im Wasser zu unterstützen.

Mehr als Dekoration

«Wir wollten nicht einfach irgendeinen Baum pflanzen, sondern einen Charakterbaum, der das Grundstück, die Nachbarschaft und die Seestrasse über Jahrzehnte positiv prägt», sagt ein Vertreter der Bauherrschaft. Auch Boris Bossmann von Ammann Gartenbau, verantwortlich für Planung, Organisation und Ausführung der Pflanzung, ist zufrieden: «In vielen Projekten erleben wir, dass alter, gewachsener Baumbestand leichtfertig geopfert wird. Hier passiert das Gegenteil: Eine neue, starke Baumfigur wird bewusst als zentrales Element gesetzt. Das ist gelebter Landschaftsschutz.» Und: Ein grosser Baum ist mehr als Dekoration, er ist auch Klimaanlage, Lebensraum und Identitätsstifter.

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