Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Neulich in Meilen: Overtourism

Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. «Die Schule hat wieder angefangen», sagte ich zum Einstieg ins Gespräch mit Roger. Wir stiessen an und nahmen einen Schluck.

Roger wischte sich den Schaum vom Mund und sagte: «Stimmt. Rund um die Schulhäuser ist wieder deutlich mehr Leben.» – «Ich hab’s vor allem am Verkehr gemerkt. In den vergangenen Wochen konnte man richtig stressfrei die Strasse queren», sagte ich. «Aber jetzt schaut man besser zweimal links und rechts, bevor man die Seite wechselt. Vor allem morgens.» – «Die sind nun eben alle aus den Ferien zurück», meinte Roger. «Genau das war auch meine Überlegung», sagte ich daraufhin. «Wo waren die alle? Ich meine, das war in den Sommerferien nicht anders. Es ist mir einfach wieder aufgefallen. Die mussten ja in dieser Zeit irgendwo sein.» – «Naja, die werden sich am Strand getummelt haben, oder in den schönen Schweizer Bergen.» – «In den Bergen muss es besonders schön gewesen sein. Da war man über der Nebelgrenze und konnte die schönen Herbstwälder geniessen.» – «Siehst du», sagte Roger, «jetzt weisst du, wo die alle waren.» Ich hatte gerade den Mund voll Bier und konnte daher nur nicken. Schliesslich fuhr ich doch noch fort: «Das ist wohl die Kehrseite des sogenannten Overtourism. Während die einen wegfahren und sich am Ferienort gegenseitig auf den Füssen rumstehen, können die zu Hause Gebliebenen das halbleere Dorf geniessen.» – «Die haben dann quasi sturmfrei», schaltete sich Jimmy mit einem Lacher ein. «Du hast aber nicht frei gemacht, oder?» Jimmy schüttelte den Kopf. «In so einem schönen Herbst bin ich schon fast froh, wenn es etwas ruhiger läuft hier. Dann geniesse ich die bunten Bäume und den Blick auf den See. Da erhole ich mich ebenfalls.» Irgendwie strahlte Jimmy auch die Ruhe aus, die er in den vergangenen vierzehn Tagen hatte tanken können. Jedenfalls blieb er bei uns, bis ich zahlte. «Bis in einer Woche», sagte ich, und Jimmy entgegnete: «Bis nächste Woche!» Ich trat nach draussen. Es war dunkel, und die Luft war angenehm frisch. Ich liebe Meilen, wenn es so schön ruhig ist, dachte ich bei mir. Aber ich liebe es auch, wenn wieder mehr Leben in den Strassen und Gassen vorhanden ist.

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