«Ist schon erstaunlich, was die für Leute auf den grünen Teppich bringen», meinte Roger darauf. «Russel Crowe war zum Beispiel da. Das ist schon einer der ganz grossen!» – «Ich habe seinen neusten Film gesehen» sagte ich. «‘Nuremberg’ erzählt die Geschichte von der Begegnung eines jungen Psychiaters der US-Armee mit Hermann Göring während der Vorbereitungen auf den Nürnberger Prozess», sagte ich. «Klingt interessant», meinte Roger. «Wenn der ins Fernsehen kommt, werde ich ihn bestimmt anschauen.» – «Das habe ich auch gesagt. Aber dann habe ich ihn am Festival angeschaut.» – «Und, war er gut?», fragte Roger. «Er war grossartig», antwortete ich. «Nicht zuletzt natürlich dank Russel Crowe. Vor allem aber hat mich das Gesamterlebnis beindruckt. Ich sass in einem grossen Saal und hatte vor mir diese riesige Leinwand.» – «Ja, das ist schon toll», sagte Roger. «Du tauchst», fuhr ich fort, «noch einmal ganz anders in die Geschichte ein. Und wenn dann für einen Moment das mürrisch dreinblickende Gesicht Görings, sprich Crowes mehrere Meter gross von der Leinwand herunterblickt, dann macht das schon Eindruck.» – «Haben dich nicht die Geräusche der Popcorn essenden Besucher genervt?» – «Das habe ich befürchtet», sagte ich, «aber das war dann gar nicht schlimm. Ich konnte mich dem Film hingeben und war danach beeindruckt von der Magie dieser Kunstform. Es ist ein Gesamterlebnis von Geschichte, Schauspiel, Bildern und Musik.» Roger nahm einen Schluck und sagte dann: «Aber auf Netflix kann man dieses Erlebnis auch haben.» – «Schon», bestätigte ich, «und dennoch ist es intensiver, grösser, stärker, wenn du im Sessel vor der grossen Leinwand sitzt und auch noch diesen hervorragenden Sound hast. Ich werde jedenfalls wieder häufiger ins Kino gehen.» Wir stiessen noch einmal mit zwei neuen Stangen an und redeten noch eine ganze Weile. Dann brach ich auf. «Bis in einer Woche», sagte ich zu Jimmy. «Bis nächste Woche», antwortete der. Ich trat nach draussen und scrollte auf dem Heimweg das Kinoprogramm auf meinem Handy durch.