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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Im gut gefüllten Löwen-Saal wurde am Montag informiert: Über die aktualisierte Energieplanung des Gemeinderats und die teilweise Stilllegung des Gasverteilnetzes der Energie 360° AG sowie über das Projekt «Seehaldenweg» der Pensionskasse BVK.
Weil die September-Gemeindeversammlung mangels behandlungsreifer Geschäfte ausfiel, war Zeit für eine Orientierungsversammlung zu zwei wichtigen kommunalen Themen. Den Anfang machte Heini Bossert, als Ressortvorstand Hochbau auch Meilens «Energieminister».
Neue Ausgangslage wegen Energiegesetz
Die neue Ausgangslage in der Energieplanung der Gemeinde – Stichworte sind etwa das neue Energiegesetz des Kantons aus dem Jahr 2022 und die Klimaziele – hat direkte Auswirkungen auch auf die Hauseigentümer. So werden in Gemeindegebieten, wo Fernwärme zur Verfügung steht, keine Fördermittel mehr für Erdsondenwärmepumpen ausbezahlt.
In Meilen sind in den letzten Jahren neue Energieverbünde von Energie 360° und EKZ entstanden. Diese sind für die Anbieter vor allem im Dorfzentrum, in Obermeilen am See und teilweise auch in Feldmeilen im Bahnhofsgebiet wirtschaftlich interessant. Wie Bossert aufzählte, existieren aktuell die Verbundsgebiete Delica (Energie 360°), Mezzetino (EKZ), ARA (EKZ), Schulhaus Feldmeilen (Gemeinde) sowie Schulhaus Obermeilen (Gemeinde). Allein im Verbund Delica sollen 100 Wohneinheiten angeschossen werden. Geplant sind ausserdem ein Verbund Beugenhof (EKZ) sowie diverse Erweiterungen bestehender Verbünde. Weitere Verbünde sind in Prüfung.
Die Ankündigung der Stilllegung des Gasverteilnetzes der Energie 360° steht in engem Zusammenhang mit dem Angebot an Fernwärme: Nur dort, wo Fernwärme zur Verfügung steht (Verbund «in Betrieb» oder «in Planung», «in Prüfung» reicht nicht aus), soll kein Gas mehr geliefert werden. «Zwei leitungsgebundene Energieträger im selben Strassenzug sind langfristig nicht wirtschaftlich», begründete Ronald Hagger von Energie 360°.
Stillgelegt wird das Gasnetz dort aber erst in 20 Jahren. «Mit der langen Übergangsfrist sorgen wir für eine gelungene Transformation von fossil zu erneuerbar», sagte Hagger. Die Abschreibungsdauer für Gasöfen betrage zudem 20 Jahre.
Kündigung im Jahr 2044
Aktuell werden die betroffenen Grundeigentümer über die Gasnetzstilllegung vorinformiert, in 16 bis 17 Jahren wird eine «Erinnerung» folgen und ein Jahr vor dem Aus, also ungefähr 2044, die Kündigung des Hausanschlusses. Kunden, die zwar Fernwärme beziehen können, aber weiter Gas benötigen – zum Beispiel für industrielle oder gewerbliche Zwecke – sollen weiterhin versorgt werden. Insgesamt geht Energie 360° davon aus, dass es in Meilen bis im Jahr 2045 immer noch 391 Anschlussobjekte mit Gasversorgung geben wird, heute sind es 587.
Bei der anschliessenden Fragerunde beklagte eine Eigentümerin, dass Energie 360° entgegen ursprünglicher Ideen nun doch auf den Ausbau des Fernwärmenetzes bis zu ihrer Liegenschaft verzichte. Ausserhalb des Verbundsgebietes würden erneuerbare Energien weiterhin finanziell gefördert, tröstete Alexander Strasser von Energie 360° – die Gemeinde empfiehlt ausdrücklich Wärmepumpen mit Erdsonde plus Wärmezufuhr mit Sonnenkollektoren an Stelle von Gas- oder Ölheizungen. Und falls jemand im definierten Verbundsgebiet wohnt und aus Kapazitätsgründen doch nicht mit Fernwärme beliefert werden kann – auch das kommt offenbar vor –, gibt es mit einem entsprechenden Bestätigungsschreiben von Energie 360° trotzdem Förderbeiträge
Um zu prüfen, ob die eigene Adresse von der Teilstilllegung des Gasnetzes betroffen ist, steht unter e360°.ag/stilllegung-gemeinden ein Online-Tool zur Verfügung.
Drei Neubauten mit total 66 Mietwohnungen
Das zweite vorgestellte Projekt soll 2026 vor die Juni-Gemeindeversammlung kommen: Der private Gestaltungsplan «Seehaldenweg» der BVK schlägt eine Überbauung vor, die das Gesicht des westlichen Dorfeingangs verändern wird.
Momentan stehen auf dem Grundstück von 8773 Quadratmetern Grösse vier Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 40 Wohnungen aus dem Jahr 1960. Die Pensionskasse BVK als Grundeigentümerin plant nun, diese durch drei Neubauten mit total 66 Mietwohnungen und eine Gewerbefläche entlang der Seestrasse zu ersetzen. 10 Prozent der Wohnungsflächen sollen preisgünstig, also nach Kostenmiete, angeboten werden.
Mehrwertausgleich für die Sanierung des Strandbads Dorf
Hochbauvorstand Heini Bossert stellte die entsprechenden planungsrechtlichen Instrumente vor, über die die Gemeindeversammlung abstimmen wird: privater Gestaltungsplan, städtebaulicher Vertrag und Umzonung (Teilrevision Nutzungsplanung). Ein wichtiges Element des städtebaulichen Vertrags ist der Mehrwertausgleich, welchen die BVK der Gemeinde Meilen für die Umzonung von W 1.8 in WG 2.8 zu bezahlen hat, denn damit wird eine dichtere Bebauung ermöglicht, als sie im regionalen Richtplan vorgesehen ist. Die Planungsvorteile sind in diesem Fall gemäss kommunaler BZO mit knapp 2 Mio. Franken abzugelten. Wie Heini Bossert sagte, soll dieser Betrag konkret für die Sanierung, Gestaltung und Ausstattung des Strandbads Dorfmeilen verwendet werden.
Stefan Schädle, Leiter Real Estate Management der BVK, stellte anschliessend die Bauherrin vor, die grösste Pensionskasse der Schweiz vor allem für Kantonsangestellte und Arbeitnehmer aus den Bereichen Gesundheit und Bildung. Man lege allergrössten Wert auf Nachhaltigkeit und zertifiziere alle Bauvorhaben nach SNBS (Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz), erklärte Schädle.
2022 wurde für das Projekt ein Studienauftrag erteilt, worauf Huggenbergerfries Architekten AG einstimmig den Zuschlag erhielten: gelobt wurden von der Jury vor allem die Kleinteiligkeit und Höhenstaffelung sowie die kompakten Gebäudevolumen. Gegenüber dem Ursprungsprojekt wurde die Höhe der Häuser dann noch in enger Abstimmung mit der Gemeinde um ein Stockwerk verringert.
Baustart für 2028 geplant
Architekt Adrian Berger veranschaulichte des Projekt mit diversen Visualisierungen: «’Kein Klotz’ war uns wichtig», sagte er. Statt langer, hangparalleler Häuser habe man bewusst drei Punktbauten konzipiert, die seeseitig einen grosszügigen Aussenraum bestehen lassen. Geplant sind Mietwohnungen in der Grösse von 2,5 Zimmern (60 m2, 33 Einheiten) bis zu 5,5 Zimmern (130 m2, 6 Einheiten), um ein breites Mieterspektrum anzusprechen. Wird das Projekt an der Gemeindeversammlung angenommen, ist der Baustart für 2028 geplant.
In der anschliessenden Diskussion gab es neben Lob auch Kritik für das Bauvorhaben. So fand ein Anwohner, es fehle an Sensibilität, handle es sich eben doch genau um Klötze mit einer stattlichen Höhe von 16 Metern. Den Architekten wurde mit auf den Weg gegeben, an der Gemeindeversammlung unbedingt auch eine Visualisierung des Projekts vorzulegen, welche die Häuser von der Kreuzung Seestrasse/Dorfstrasse aus zeigt.
Der Gestaltungsplan «Seehaldenweg» sowie die Teilrevision der Nutzungsplanung und der städtebauliche Vertrag liegen bis am 4. November im Bauamt, Bahnhofstrasse 35, auf. Gleichzeitig gibt es im Foyer des Gemeindehauses eine Ausstellung über das Richtprojekt und den städtebaulichen Vertrag.
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