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Am vergangenen Sonntag feierte die Musikschule Pfannenstiel ihr 50-Jahr-Jubiläum im Jürg-Wille-Saal des Löwen.
Die Feier startete, wie es sich für eine Musikschule gehört, musikalisch. Die Festgemeinde – bestehend aus sämtlichen Lehrpersonen der Musikschule, Gemeinderatsmitgliedern der Trägergemeinden Meilen, Egg, Herrliberg und Uetikon am See, dem aktuellen und sämtlichen vergangenen Vorstands-Präsidenten, dem Gründungsvorstandspräsidenten Prof. Dr. Ruedi Schwarzenbach und Mitbegründer und Altbundesrat Dr. Christoph Blocher sowie weiteren Gästen – wurde vom Chor der Singschule unter der Leitung von Ernst Buscagne mit einer schönen Darbietung auf die Veranstaltung eingestimmt.
Der ganze Anlass wurde immer wieder von Musikdarbietungen begleitet. So etwa von jener des elfjährigen Cellisten Simon, der die Rede von Prorektor Martin Huber musikalisch umrahmte.
Gefeiert wurde an diesem Tag ein halbes Jahrhundert Kultur-, Musik- und Gemeinschaftsförderung am Pfannenstiel. 1975 war der Zugang zur musikalischen Bildung noch nicht so selbstverständlich wie heute, umso wichtiger sei die Vision einer Musikschule gewesen, die für alle zugänglich ist, sagte Vorstandspräsident Markus Enggist in seiner Begrüssungsrede. Diese Vision lebt die Musikschule Pfannenstil bis heute. Viele Bands, Ensembles und Orchester sind in den 50 Jahren gegründet worden. Etwa 300 Schülerinnen und Schüler werden heute von über 80 Lehrpersonen in gut 2000 Unterrichtsstunden jährlich unterrichtet. Die Musikschule Pfannenstiel habe sich zum kulturellen Leuchtturm mit einem exzellenten Ruf entwickelt.
Der richtige Zeitpunkt war entscheidend
Er sei für die Gründung und den Erfolg der Musikschule nur eine nebensächliche Person, liess Altbundesrat Christoph Blocher die Anwesenden in seiner Rede wissen. 1969 nach Meilen gezogen, fiel dem Ehepaar Blocher auf, dass die reiche Zürichseegemeinde nicht einmal über eine Musikschule verfügte. Im gleichen Jahr kam die erste Tochter zur Welt. Musikalische Bildung waren Christoph Blocher und seiner Frau Silvia ein grosses Anliegen. Also erkundigte er sich in Meilen, ob die Gründung einer Musikschule nicht möglich wäre – und es wurde ihm vom Unterfangen abgeraten, weil es schon einige Male probiert worden sei, aber immer scheiterte.
So einfach liess sich der damalige Präsident der Mittwochgesellschaft Meilen aber nicht abspeisen. Uetikon und Herrliberg waren sofort dabei, Meilen brauchte mehr Überzeugung. Sein Vorschlag: die Gründung des «Vereins zur Gründung einer Jugendmusikschule». Aus allen Trägergemeinden, damals noch ohne Egg, wurden drei Mitglieder in den Verein aufgenommen. In Meilen wurde die Gründung der Musikschule zum Politikum. Der Schulpflegepräsident – Herr Weber, Bauer aus Bergmeilen – sagte, er bringe das nicht durch, die Abstimmung würde mit 5 zu 4 Stimmen zu seinen Ungunsten ausfallen, weil besonders ein Mittelschullehrer dieses Projekt aus politischen Gründen stark bekämpfe.
Also schlug der schlaue Christoph Blocher vor, die Sitzung abzuhalten, wenn besagter Mittelschullehrer in den Ferien war und das Vorhaben mit Stichentscheid durchzuboxen. Genau so wurde es dann auch gemacht. An der anschliessenden Schulgemeindeversammlung wurde die Gründung der Musikschule mit nur einer Gegenstimme und ganz wenigen Enthaltungen angenommen. Für Christoph Blocher war von Anfang an klar gewesen, dass er sich zwar für die Gründung engagieren, sich danach aber zurückziehen würde, weil ihm die Zeit für ein weiteres Engagement fehlte: «Aber mich brauchte es auch nicht mehr, die Musikschule hatte immer gute Präsidenten, die alles bestens im Griff hatten.»
Haus der Musik
Ebenfalls eine Rede hielt der Meilemer Prof. Dr. Ruedi Schwarzenbach, auch er in der Vergangenheit MGM-Präsident – und Gründungsvorstandspräsident der Musikschule. 1965 ist er «mit meiner Frau und einem Klavier nach Meilen gekommen». 1966 kam die erste Tochter zur Welt. Musikalische Früherziehung hatte sie daheim und im Kindergarten, in der Grundschule gab es nur noch Singen.
Als 1975 die Musikschule gegründet wurde, nutzten die Schwarzenbach-Kinder und später auch die Enkel von Ruedi Schwarzenbach die Kurse in Meilen und in Egg mit diversen Instrumenten rege. Und seit diesem Frühling erfreuen ihn die blauen Fassadenbanner der Musikschule mit dem Jubiläums-Emblem am ehemaligen «DOP». Es freut ihn, wie sich die Musikschule mit all ihren Angeboten entwickelt hat.
«Dass die schlanke Struktur dieser Institution bis heute funktioniert und Raum öffnete für diverse Innovationen und Entwicklungen, das freut mich heute am meisten.» Und wenn er an die Gründungsversammlung im Blumental-Sääli mit den neun Delegierten und dem Vorstand zurückdenke oder an die Verwaltungskommissionssitzungen im zweiten Stock des Landi-Hauses an der Dorfstrasse, wo das Sekretariat war, und dann am alten Sek-Schulhaus vorbeigehe, habe er nur einen Wunsch, und der gehe an die Gemeinde Meilen. Man möge doch vom alten Begriff «DOP» — für Dorfprovisorium – wegkommen und dem Musikschulhaus einen angemesseneren Namen geben. Diesen Wunsch müssen die zahlreich anwesenden Gemeinderäte aber gar nicht mehr erfüllen, heisst das Haus doch schon ganz offiziell «Haus der Musik».
20 Jahre im Dienste der Musikschule
Am Sonntag gab es noch einen weiteren Grund zum Feiern: Kerstin Wiehe ist seit 20 Jahren Rektorin der Schule und hat in dieser Zeit enorme Arbeit geleistet. «Es gab in den letzten Jahren viele Veränderungen in der Musikschule, aber der Einsatz von Kerstin Wiehe für die musikalische Bildung blieb immer unermüdlich», sagte Beat Schäfer, der bis vor kurzem als Vorstandspräsident eng an Wiehes Seite arbeitete. In den 20 Jahren hatte die Schule fünf Präsidenten, «denen allen der Schnauf ausging», aber Kerstin Wiehe sei immer noch mit vollem Einsatz dabei.
Anhand von gezeichneten Plakaten würdigte Schäfer die Meilensteine von Wiehes Karriere als Schulleiterin, und der Vorstand bedankte sich mit Blumen. Wie beliebt Kerstin Wiehe auch bei den Lehrpersonen und auf der Verwaltung ist, zeigten der lange, tosende Applaus und eine spontane Standing-Ovation. Sichtlich gerührt ergriff Wiehe selber das Wort und nutzte die Gelegenheit, um danke zu sagen: «Allen, die sich in den letzten 50 Jahren eingesetzt haben, und die für die Musik und für das Lernen und Erleben der Musik erfolgreich gewirkt haben. Vom mit grossem Weitblick angelegten ersten Grundstein bis zur heutigen Musikschule Pfannenstiel, welche wichtige Traditionen ebenso pflegt wie sie mutig in die Zukunft schreitet.»
Beim anschliessenden gemeinsamen Mittagessen konnten viele Erinnerungen ausgetauscht werden, und alle genossen die festliche Stimmung.
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