Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Neulich in Meilen: Schulbeginn

Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. «Die Schule hat wieder begonnen», sagte Roger, als wir anstiessen. «Für die Erstklässler der Start in einen neuen Lebensabschnitt», fügte ich an und fragte: «Kannst du dich noch an deinen ersten Schultag erinnern?» – «Ja, weil mein Vater damals einen Streit mit dem Nachbarn hatte.

Wir waren spät dran, mein Vater war gestresst, aber meine Mutter wollte das eine ‚Erster -Schultag-Foto‘ machen, das alle haben. In diesem Moment hat der Nachbar sein Auto etwas ungeschickt genau im Bildausschnitt parkiert. Da ist mein Vater völlig ausgerastet.» – «Oje!», sagte ich mit mitleidiger Miene, «das war kein schöner Start in die Schulzeit.» – «Aber eindrücklich. Ich werde diesen Tag nie vergessen», sagte Roger. «Meiner war deutlich weniger spektakulär», meinte ich. «Wahrscheinlich kann ich mich deshalb nur noch schwach daran erinnern. Das eine Foto haben meine Eltern auch gemacht. Und danach kann ich mich nur noch erinnern, dass wir die erste Stunde Unterricht noch mit den Eltern hatten. Ich glaube, in dieser Zeit haben wir mit der Stäbli-Fibel ein erstes Mal gerechnet.» – «Stäbli-Fibel?», fragte Roger. «Ich bin nicht sicher, aber ich glaube die hiess so. Das waren so kleine bunte Hölzchen. Das weisse war einen Zentimeter lang, das nächste war zwei Zentimeter lang, das dritte war rot und drei Zentimeter lang und so weiter. So hat die Lehrerin die Zahlen optisch wahrnehmbar gemacht.» Roger staunte. «Siehst du», sagte er, «an sowas kann ich mich nicht mehr erinnern.» – «Seither verbinde ich mit den Zahlen ganz bestimmte Farben. Fünf ist zum Beispiel gelb. Vier ist grün. Neun ist dunkelrot und acht ist dunkelblau.» – «Dafür könnte ich einige Erlebnisse vom Pausenplatz berichten.» Und so begann Roger von seinen Streichen zu erzählen. Und von einer kaputten Scheibe und den drei freien Nachmittagen, an denen er deshalb dem Hauswart helfen musste, statt mit den Kollegen zu spielen. «Das waren noch Zeiten», seufzten wir beide und bestellten ein weiteres Bier. Wir plauderten noch lange über unsere Schulzeit und kamen von einem Erlebnis zum nächsten. Nach dem dritten Bier aber musste ich gehen. «Bis nächste Woche», sagte ich zu Jimmy, und er antwortete: «Bis in einer Woche.» Ich trat nach draussen und ging zu Fuss nach Hause. Auch etwas, wofür wir damals zuweilen sehr viel Zeit brauchten und wo wir sehr viel erlebten.

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