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Die Serenade des Sinfonie Orchesters Meilen bot letzten Freitag beste Unterhaltung. Mit gross aufspielenden Musikerinnen und Musikern, munter zwitschernden Vögeln, coolen Katzen und einem Duett der besonderen Art.
«Was für eine Kulisse!» Mit Blick über den prall gefüllten Innenhof vom Mariafeld begrüsste Patrick Schmid, der Präsident des Quartiervereins Feldmeilen, das Publikum zur diesjährigen Serenade. Bis kurz vor dem Einsatz des Streicherensembles suchten Besucherinnen und Besucher noch einen Platz auf einem Stuhl, der Treppe oder am Boden. Das Programm mit weitgehend unbekannten Werken hätte vermutlich eine breitere Zuhörerschaft eher abgeschreckt, wenn nicht das Sinfonie Orchester Meilen unter der Leitung von Konradin Herzog und der einmalige Ort jedes Jahr für einen wunderbaren Konzertabend bürgen würden.
Vogelzwitschern zum Tryptique
Die Serenade stand unter dem Motto «Von Tokio nach London». Die musikalische Reise begann mit dem «Tryptique für Streichorchester» des japanischen Komponisten Yasushi Akutagawa (1925-1989) in Fernost. «Tryptique» bedeutet in der bildenden Kunst ein dreigeteiltes Gemälde. Entsprechend besteht die 1953 entstandene Komposition aus drei Sätzen. Die schnellen Ecksätze erfordern höchste Präzision im diffizilen Zusammenspiel mit dynamischen Gleichklängen, peitschenden Rhythmen und häufigen Taktwechseln. Das Streicherensemble meisterte die Herausforderung recht souverän. Fröhlich tirilierende Vögel steuerten zusätzliche Klangfarben und Rhythmen bei.
Ausdrucksvolle Romantik und feinste Katzen-Musik
Musikalisch führte die Reise weiter in die deutsche Romantik, physisch für das ganze Publikum in den Park, wo sich die Holzbläserinnen, unterstützt von vier Hörnern, für die einsätzige Serenade op. 7 von Richard Strauss einstimmten. Im Jugendwerk von 1881 führen verschiedene Instrumentenkombinationen zu interessanten Klangschattierungen. Die Musikerinnen gestalteten intonationssicher und farbig die einzelnen Auftritte, besonders ausdrucksvoll die erste Oboe mit ihrer geschmeidigen Kantilene.
Den nächsten Posten im Park besetzten die Blechbläser, die als Brassband feinste Katzen-Musik präsentierten, nämlich die «Three Brass Cats» des 1948 geborenen britischen Komponisten Chris Hazell. Mr. Jums, Black Sam und Borage waren herrenlose Katzen, die Chris Hazell bei sich aufnahm und die er musikalisch verewigt hat. Stolze, entspannte, kapriziöse Vierbeiner, von den cool aufspielenden Blechbläsern souverän und witzig porträtiert.
Für das vierte Werk nahmen das Publikum und alle Instrumentalisten wieder Platz im Innenhof. Um die Grossstadt-Atmosphäre in «A London Ouverture» des Briten John Ireland (1879-1962) einzufangen, brauchte es die instrumentale Vielfalt des ganzen Klangkörpers. Eine informative Einführung wie bei den drei vorgängigen Werken war für diese Komposition nicht nötig. Mit pathetischer Wucht und schwelgerischen Melodien erzeugte das Orchester plastische Bilder von Lärm und Hektik, belebten Plätzen, von Pracht und Schönheit einer Metropole von 1936.
Bei Einbruch der Dunkelheit
An den Pulten wurden die Lämpchen angezündet, in die einbrechende Nacht erklang die ruhige, fast intime Komposition «To Music» des US-Amerikaners John Paul Corigliano (*1938), eine 1994 entstandene Fantasie über das Lied «An die Musik» von Franz Schubert. Einen fröhlichen Kontrapunkt setzten die weiterhin unermüdlich zwitschernden Vögel, und einzelne hinter dem Publikum postierte Blechbläser sendeten musikalische Leuchtkugeln wie aus fernen Welten in die sphärisch flirrende Düsternis.
Als Zugabe folgte das beschwingte Trinklied «Libiamo, ne’ lieti calici» aus der Oper «La traviata» von Giuseppe Verdi. Das Liebespaar Alfredo und Violetta wurde von Posaune und Trompete mit hinreissendem Schmelz und Eleganz verkörpert.
«Was für ein Abend!» – Noch einmal ergriff Patrick Schmid das Wort, dankte allen Beteiligten und lud zum Apéro in den Park: zum Anstossen auf die wunderbaren Musikerinnen und Musiker und ihren temperamentvollen Dirigenten, auf die vielen Helferinnen und Helfer und auf die Gastfreundschaft der Familie Wille.
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