Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Neulich in Meilen: Hunde und Schulhäuser

Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. «Diese Woche habe ich mal wieder den Hund meines Nachbarn gehütet», begann ich, nachdem sich unsere vom Kondenswasser nassen Biergläser touchiert haben.

«Da hast du dir ja so ziemlich die heisseste Woche ausgesucht», meinte Roger. «Schon», gestand ich ein. «Aber mein Nachbar hat es verdient. Er verschwand für ein paar Tage in die Berge.» – «Und wie war’s so?» – «Man trifft viele Leute», antwortete ich. «Vor allem natürlich andere Hundebesitzerinnen. Aber einmal», fuhr ich fort, «als ich am Schulhaus vorbeiging und mein Hund ein Gebüsch anpinkelte, trat eine Lehrerin auf mich zu und meinte, sie fände es nicht gut, wenn Hunde so nahe bei der Schule ihr Geschäft verrichteten.» Roger machte grosse, interessierte Augen und fragte: «Was hast du darauf geantwortet?» – «Ich gab ihr natürlich recht und meinte, es sei tatsächlich ungeschickt, dass die Schulhäuser immer häufiger an die Spazierwege für Hundebesitzer heran gebaut würden.» Nun stutzte Roger. Darauf sagte ich lachend: «Genau so hat auch die Lehrerin dreingeschaut.» – «Aber das hast du doch nicht ernst gemeint, oder?», fragte Roger. «Natürlich. Mich hat die Selbstverständlichkeit geärgert, mit der sie den Vorrang der Schulhäuser vor den pinkelnden Hunden behauptet hat.» – «Ah ja?» Roger war nun gespannt. «Ja», legte ich nach, «denn wer hat denn gesagt, dass die Schulhäuser vor den Spazierwegen da waren? Im Fall dieses Weges würde ich sogar jede Wette eingehen, dass es den schon gab, bevor jenes Schulhaus überhaupt geplant worden war.» – «Du meinst, damals sind auch schon Menschen mit ihren Hunden durchspaziert?», fragte Roger. «Aber mit Sicherheit!» – «Und daher hatte die Lehrerin kein Recht, sich für eine saubere Umgebung für ihre Kinder einzusetzen?» – «Der Hund hat ja nicht mitten auf den Schulhausplatz einen Haufen gemacht. Aber die Natur ist nun mal nicht steril.» – «Die Kinder haben wahrscheinlich kein Problem damit», meinte Roger. «Genau», bestätigte ich. Es wurde noch ein gemütlicher Abend. Schliesslich sagte ich zu Jimmy: «Bis in einer Woche.» Und er antwortete: Bis nächste Woche.» Ich trat nach draussen, schlendert nach Hause und irgendwie vermisste ich den treuen Kerl, der neben mir hertrottete.

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