Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Professor Schaer wird 90 Jahre alt

Prof. Hansjürg Schaer wurde am 22. Mai 1935 in Zürich geboren, ist dort aufgewachsen und hat auch in der Stadt die Schulen besucht. In Lausanne und Zürich hat Hansjürg Schaer erfolgreich das Medizinstudium absolviert und seine Karriere zielgerichtet und erfolgreich vollzogen.

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Prof. Hansjürg Schaer musste lange Zeit jeweils Tag und Nacht erreichbar sein. Foto: zvg

Nach dem Studium an der Harvard Medical School in Boston hat er als «Research Fellow» sein Wissen über Pharmakologie in Laboratorien und Vorlesungen erweitert.

Nach anderthalb Jahren aus Boston zurückgekehrt, absolvierte Hansjürg Schaer die Fachausbildung Anästhesie am Universitätsspital Zürich. Zeitgleich war er stets auch wissenschaftlich tätig. Ihm war es wichtig, die Erkenntnisse der Anästhesie und Pharmakologie zu verbinden und an Assistenzärzte und Pflegefachpersonen weiterzuvermitteln.   

1982 erschien das Nachschlagewerk «Pharmakologie für Anästhesisten und Intensivmediziner». Prof. Schaer hat dieses Lehrbuch zur Anwendung hochkomplexer Medikamente für Anästhesie und Intensivmedizin verfasst.

Seine spätere Ehefrau hat er auf der Anästhesieabteilung des Universitätsspitals Zürich kennengelernt und 1971 geheiratet. Zusammen haben sie zwei Söhne, beide Ärzte, und eine Tochter, die Heilpädagogin ist. Das Ehepaar Schaer ist stolz auf seine Kinder und geniesst heutzutage vor allem die Entwicklungsphasen der vier Enkelkinder.

1972 wurde Prof. Schaer zum Chefarzt Anästhesie am Kreisspital Männedorf gewählt. Für die junge Familie und als neugewählter Chefarzt war es eine enorme Herausforderung, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Bald zog die Familie nach Männedorf. Somit konnte Prof. Schaer die langen Präsenzzeiten angenehmer bewältigen.

Prof. Schaer war das erste Jahr allein als Anästhesist am Kreisspital Männedorf. Deshalb musste er an etwa 300 Tagen Tag und Nacht telefonisch erreichbar sein. Die restliche Zeit wurde vom Universitätsspital Zürich abgedeckt. Damals gab es für die 24-stündige Erreichbarkeit bloss das Telefon als Kommunikationsmittel. Danach folgte das drahtlose Rufsystem, der Pager, und schliesslich das Sprechfunkgerät, mit denen erstmals gegenseitig kommuniziert werden konnte. So konnte Prof. Schaer sich ein bisschen Freiheit verschaffen!

Nebst der Evolution der Telekommunikation gab es stetige Fortschritte in technischer Hinsicht und ein Vielfaches an Erleichterungen bezüglich Patientenüberwachung. Während seiner Amtszeit als Chefarzt vollzog Prof. Schaer einige Anschaffungen. Das Oxymeter beispielsweise war für ihn und sein Team ein Highlight – endlich konnte beim Patienten der Sauerstoffgehalt im Blut genauestens gemessen werden. Auch die automatischen Blutdruckmessgeräte waren ein willkommener Gewinn. Und damit die Patienten während der Operation nicht mehr fröstelten, wurde eine spezielle Warmluftdecke angeschafft.

Die Eigenblutspende vor der Operation und die Cell Saver Methode (intraoprative Blutrückgewinnung) gewannen damals ebenfalls an Bedeutung: Bei hohem Blutverlust während der Operation wird das verlorene Blut in einem hochentwickelten Gerät gesammelt, aufbereitet und zeitnah zurückgegeben.

Auch die Weiterentwicklung der Narkose- und Schmerzmittel sind erwähnenswert. Das Disoprivan Propofol ist seit 1991 unübertroffen im Einsatz. Es ist ein hervorragendes Narkosemittel, gut steuerbar und ohne Nebenwirkungen. Fentanyl wird seit 1963 in westeuropäischen Ländern als Injektionsanalgetikum eingesetzt – ein geniales Mittel zur Behandlung starker Schmerzen. Leider wird Fentanyl auch illegal hergestellt und als Droge verwendet. Die Verbreitung als Rauschmittel nimmt seit etwa 15 Jahren dramatisch zu.

Zeitgleich wurde die «Schlüssellochchirurgie» vorangetrieben: für die Anästhesie hiess es, sich laufend den Gegebenheiten anzupassen.   

Prof. Schaer hat in den 1980er-Jahren den ersten grossen Neubau in Männedorf miterlebt. Die Anästhesieabteilung wurde mit drei neuen Operationssälen und je einen Vorbereitungsraum ausgestattet. Nun konnten die Patienten ruhig, empathisch und kompetent in den Schlaf versetzt werden. Gleichzeitig wurden das spezialisierte Personal und die Ärzteschaft aufgestockt.

Nach der Pensionierung setzte sich Prof. Schaer mit Haftpflichtfällen aus der Anästhesie auseinander. Er konnte Einsicht in die Dossiers der Haftpflichtversicherungen nehmen und stellte fest, dass Regionalanästhesien (Betäubung von Körperregionen) viel häufiger Anlass zu Haftpflichtansprüchen gaben als Narkosen. Regionalanästhesien sind heute präziser und sicherer geworden. Deshalb werden kleinere Operationen immer häufiger in Regionalanästhesien durchgeführt.

Das Ehepaar Schaer war in der Zwischenzeit nach Meilen gezogen. Ihre Wunschwohnung war frei geworden, die sie 50 Jahre vorher gesehen hatten, die aber wegen der hohen Präsenzzeit am Spital Männedorf damals nicht ideal war.

Nach der Pensionierung konnte das Ehepaar frei und ohne «Piepser» reisen – Indien, Sri Lanka, Kambodscha, Iran etc. waren beliebte Destinationen. Auch die vielen Segeltörns im Mittelmeer und an der Atlantikküste begeisterten. Heute besucht das Ehepaar besonders gerne Konzerte und macht schöne Wanderungen.

Wir wünschen dem Jubilar nur das Beste, vor allem gute Gesundheit, schöne Erinnerungen an die erlebnisreichen Reisen und an die interessante Anästhesie-Zeit.

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