Für mich und viele Altersgenossinnen – Genossen waren leider selten anzutreffen – war die Mercerie eine Oase des Handwerks und der gelebten Höflichkeit, Mit der Schliessung auf Ende Januar eröffnet sich mir die Frage: Wer kann noch nähen, flicken, Reissverschlüsse auswechseln, stricken und Löcher «wifeln»? – Oligophrene Influencerinnen definitiv nicht, Zalando auch nicht, wer also noch von unserer Jugend?

Die Auswahl war berauschend, oft stand ich vor den Knopf-Röhren und entdeckte Trouvaillen, die ich momentan nicht gebrauchen konnte, aber man weiss ja nie.

Die freundliche und zuvorkommende Bedienung durch Herrn Boillat ist und war einmalig. Online ist sicher günstiger, aber nie so schön wie in unserer Mercerie, der Kauf war ein Erlebnis, das kein Mausklick ersetzen kann.

Sehr geehrter Herr Boillat, ich werde Sie vermissen, wenn ich durch Meilen schlendere, wie Sie mit stoischer Ruhe vor Ihrem Laden stehen und sich eine Zigarette gönnen zwischen Ihrem geliebten Sudoku und Kreuzworträtseln, begleitet von DRS 1.

Der Laden sollte eigentlich die neue Polizeistation werden, damit das tägliche, unmögliche Verkehrsgebaren der Fahrzeuglenkenden auf der Dorfstrasse durch eine Dauerpräsenz des Dorfpolizisten (-in), von mir aus mit Zigarre, Falschparkierern (-innen), notabene auf Behinderten-Parkplätzen, Postfach-Leerern (-innen), die die Post als ihren Parkplatz definieren, und anderweitige 180-Grad-Wender (-innen) unterbunden werden respektive gebüsst werden kann.

Jetzt bin ich bewusst abgeschweift und kehre auf den Pfad der Tugend zurück: Herr Boillat, wir Mercerie-Fans wünschen Ihnen einen gesunden und interessanten weiteren Lebensabschnitt – mit Gruss und Dank!