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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Das Sinfonie Orchester Meilen, 1894 unter dem Namen «Orchesterverein Meilen» gegründet, gehört zu den ältesten Laienorchestern der Schweiz. Es setzt sich aus über 50 Vereinsmitgliedern – Musikerinnen und Musiker aus Meilen und der Region – zusammen, die gemeinsam alle wichtigen Positionen eines Sinfonieorchesters vollständig abdecken.
«Üblicherweise sind gute Bläserinnen und Bläser für Laienorchester eher schwierig zu finden, aber wir haben seit vielen Jahren eine vollständige Besetzung aller wichtigen Positionen durch feste Mitglieder, darunter einige Profi-Musikerinnen und -Musiker. Feste Perkussionisten haben wir hingegen keine. Diese organisieren wir jeweils mit befreundeten externen Mitspielenden», erklärt SOM-Präsidentin Ursula Eichenberger, die selber Cello spielt.
«Alle Vereinsmitglieder denken mit, packen an, und helfen dem
Vorstand, die Kutsche zu stossen.»
Ein Blick in die bewegte Vereinsgeschichte der letzten 130 Jahre zeigt, dass es den jeweiligen Präsidenten und Dirigenten zeitweise nur mit viel Enthusiasmus und Durchhaltewillen gelungen ist, das Orchester über all die Jahre aufrecht zu erhalten. Mitte der 1970er-Jahre blühte es jedoch unter der Leitung von Hans Gyr und dem damaligen Präsidenten Peter Hübner, der mit seiner Frau Doris seit 50 Jahren im SOM am Geigenpult sitzt, auf und vergrösserte sich seither kontinuierlich. Heute besticht der Verein besonders mit der speziellen Atmosphäre, die unter den Mitgliedern herrscht.
«Wir sind alle berufstätig, trotzdem ist der Einsatz für den Verein riesig. Alle denken mit, packen an, wo nötig, beispielsweise beim Transport der grossen Instrumente, und bemühen sich, pünktlich und möglichst regelmässig zu den Proben am Montagabend zu kommen. Unser Vorstand zählt sechs Mitglieder. Wir ziehen einen Grossteil der Kutsche, die übrigen Mitglieder helfen beim Stossen aber kräftig mit», zeichnet Eichenberger ein Bild des Zusammenhalts im Verein. Dieser überträgt sich auch nach aussen: Ein gemeinsames Projekt in der Tonhalle mit dem Jugendsinfonieorchester (JSO) Zürichsee hat zwischen den beiden Vereinen Brücken geschlagen. «Jugendliche, die langsam zu alt für das JSO werden, interessieren sich für eine Aufnahme ins SOM. Viele von ihnen nennen als Motivation die familiäre, freundliche Stimmung, welche innerhalb des Vereins herrscht. Die Verbundenheit zu Meilen steht ebenfalls weit oben auf der Liste», sagt Ursula Eichenberger, die es wichtig findet, die nächste Generation nachzuziehen. Nachwuchsprobleme gibt es aktuell keine.
Wer Mitglied werden will, muss zuerst zwei Programme mit dem Orchester spielen und sich an der Mitgliederversammlung im März um die offizielle Aufnahme bemühen. So wird sichergestellt, dass die Vereinsphilosophie gelebt und mitgetragen wird.
In den Anfängen «unvergleichlich» gut
Um die Geschichte des Orchesters zu erzählen, muss man tief in die Annalen schauen und merkt schnell, dass bereits vor 130 Jahren
detailliert Buch geführt wurde über die damaligen Konzertprogramme, Konzertbesprechungen oder die Generalversammlungen. 150 Seiten handgeschriebene Geschichte: Das Protokollbuch lässt erahnen, dass die damaligen Treffen und Konzerte keinesfalls trockene Angelegenheiten waren. Das mit Sorgfalt und Humor geführte Buch berührt und enthält pro Monat zwei bis drei Aktenvermerke.
«Auch Jugendliche schätzen die freundliche und familiäre Stimmung im Orchester.»
Anstoss zur Bildung eines Orchesters gaben musikbegeisterte Meilemer sowie das noch früher gebildete «Lehrerkränzchen». Das Streichorchester sollte in eine grössere Musikgruppe umgewandelt werden. Ziel war es, auch dem Meilemer Publikum musikalisch etwas bieten zu können, war doch Zürich zu dieser Zeit schwer bis gar nicht erreichbar für die meisten Bürger. Entsprechend unkritisch war dann auch das
Publikum in der Anfangsphase – es gab nichts zum Vergleichen.
Die Programme des Orchestervereins Meilen (OVM) beinhalteten damals vor allem Märsche oder Charakterstücke, aufgelockert durch Soloeinlagen mit Gesang und Klavier. Speziell beliebt waren die Orchesterkränzchen im Löwensaal. Unterhaltung, Tanz und Theater wurden da geboten. Ein wichtiger Bestandteil des Vereinslebens waren die jährlichen Ausflüge des Orchesters.
Die schwierigste Periode
In der 130-jährigen Geschichte gab es auch dunkle Zeiten. 1966 stand der OVM kurz vor dem Untergang und bestand nur noch aus 13 Mitgliedern. Um die drohende Katastrophe abzuwenden, spendierte der Gemeinderat einmalig 500 Franken, und der Mitgliederbeitrag wurde auf 6 Franken erhöht. Vorerst konnte sich der OVM retten. Auch in den Folgejahren schwankte die Mitgliederzahl bei 12 bis 14 Personen. Ab 1967 rang sich der Gemeinderat durch, jährlich einen Betrag von 500 Franken zu spenden, und 1969 war die Stimmung immerhin wieder so gut, dass zum Anlass des 75-jährigen Bestehens eine zweitägige Orchesterreise in den Jura unternommen wurde. Ab da wurde auch wieder jährlich ein Konzert gegeben. Im Jahr 1974, die Gemeinde unterstützte den Verein mittlerweile mit 1000 Franken, wurde kontrovers darüber diskutiert, fortan zwei Konzerte pro Jahr zu spielen. Das Orchester zählte damals wieder 16 aktive Mitglieder. 1975 übernahm Hans Gyr den Dirigentenstab.
Eine vergessene Tradition lebt wieder auf
1976 wurde für die Serenade im «Mariafeld» ein Probewochenende in Gwatt am Thunersee eingeschaltet. Mit dieser Serenade wurde eine seit Jahren vergessene Tradition wieder reaktiviert. Sie besteht bis heute und gehört zum Highlight im Vereinsjahr.
1994 wurde heftig über die Zukunft des Orchesters diskutiert. Soll es ein Verein sein, bei dem jeder mitmachen kann, oder will man an öffentlichen Konzerten dem Publikum einen Musikgenuss vermitteln? Man entschied sich für
Variante zwei. An einer ausserordentlichen Generalversammlung wurde auf Beginn des Jahres 1995 Kemal Akçag˘ als neuer Dirigent für den
altershalber zurücktretenden Robert Lüthi gewählt. Er dirigierte das SOM bis 2022 und übergab den Dirigentenstab dann an Konradin Herzog, der das Orchester heute leitet.
Das heutige Konzert-Konzept gilt seit 2006
Hauptkonzert ist das Herbstkonzert im November. Als Plattform für junge Künstler findet im Frühling jeweils ein Preisträgerkonzert statt. Im Juni wird immer das Serenadenkonzert im Mariafeld in Feldmeilen und auf dem Riedstegplatz in Uetikon am See aufgeführt. Die Serenade im Mariafeld wird vom Quartierverein Feldmeilen organisiert und lebt von der Grosszügigkeit der Familie Wille, die ihr Anwesen zur Verfügung stellt. «Die freundschaftliche Zusammenarbeit mit der Familie Wille und dem Quartierverein sind wunderbar», findet Ursula Eichenberger.
Verleihung des Kulturpreises 2019
In Anerkennung seines 125-jährigen unermüdlichen musikalischen Schaffens erhielt das Sinfonie Orchester Meilen den Kulturpreis 2019 der Mittwochgesellschaft Meilen – und widmete im März 2024 das Preisträgerkonzert dem 175. Geburtstag der Mittwochgesellschaft. Das SOM prägt das kulturelle Leben in und um Meilen massgeblich und leistet einen wertvollen Beitrag zum kulturellen Reichtum der Gemeinde.
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