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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Am Donnerstag letzter Woche wurde im Gewölbekeller des Ortsmuseums der Verkehrsverein Meilen zu Grabe getragen. Die Beerdigung wurde in gut zwei Stunden abgewickelt. Diskussionsstoff bot die Frage, was mit dem Geld aus der Vereinskasse geschehen soll.
Er sei weder der Präsident des VVM – einen solchen gibt es zurzeit nicht -, noch habe er je einer Vereinsauflösung beigewohnt, sagte René Savoy, Vorstandsmitglied seit 15 Jahren. Dennoch traue er sich die Leitung der voraussichtlich letzten Mitgliederversammlung des VVM zu. Das sahen auch die Anwesenden so, und sie lehnten den Antrag eines Mitglieds ab, dass der designierte Liquidator Sandro Gmür von Girschweiler Partner AG den Job übernehmen solle.
Das Wunder geschah nicht
An der Mitgliederversammlung vom 21. März hatte sich das nahende Ende des Vereins schon deutlich abgezeichnet: Im Vorstand fehlt der Nachwuchs, und selbst eine intensive Suche konnte die vier Vakanzen nicht besetzen. Das Desinteresse zeigte sich im März auch daran, dass von den über 300 VVM-Mitgliedern nur gerade 14 überhaupt an die Versammlung kamen, trotz des wichtigen Traktandums «Zukunft des Vereins». Schliesslich wurde beschlossen, den Verein am 7. November aufzulösen, falls nicht noch ein Wunder geschehen würde. Dies war nicht der Fall.
Änderung der Statuten
Zum finalen Akt fanden sich immerhin, inklusive Vorstand, 48 Personen ein. Als erstes galt es, Art. 20 der Statuten anzupassen, um das Vereinsvermögen von aktuell rund 130’000 Franken im Fall einer Vereinsauflösung neu definitiv an die Gemeinde Meilen zu übertragen, nicht nur «treuhänderisch bis zur allfälligen Neugründung eines Vereins mit gleicher oder ähnlicher Zielsetzung», wie es bisher hiess. Die flüssigen Mittel seien dann durch die Gemeinde zu verteilen, und zwar «zur Unterstützung von gemeinnützigen Meilemer Vereinen und Organisationen».
Der aktuelle VVM-Vorstand möchte keine Empfehlungen zur Verteilung des Geldes an andere Vereine abgeben, sondern der Gemeinde überlassen, wer wie viel erhält: «Wir haben deshalb den Passus bewusst schwammig formuliert», erklärte René Savoy. Zu schwammig, fanden die Anwesenden: Was denn «gemeinnützig» überhaupt bedeute? Gemeinderätin Marzena Kopp, von Amtes wegen im VVM-Vorstand, sagte, damit sei in diesem Zusammenhang vor allem «nicht kommerziell» gemeint. Will heissen, eine kulturelle Institution ist genauso mögliche Empfängerin von VVM-Geldern wie etwa die Pfadi oder der Naturschutzverein.
Das Geld geht an Projekte
Ihm sei nicht wohl bei einer Formulierung, die es zulasse, dass man Gelder, die von der Gemeinde wohl sowieso gesprochen werden würden, nun einfach aus der VVM-Schatulle nehme und quasi im grossen Ganzen «versickern» lasse, um an anderen Orten zu sparen, meinte ein Vereinsmitglied. Deshalb solle man gezielt konkrete Projekte von Vereinen und Organisationen unterstützen und das auch klar in Art. 20 festschreiben. Dieser Antrag wurde mit grossem Mehr angenommen.
Marzena Kopp versprach ausserdem, für das VVM-Erbe im Budget der Gemeinde ein separates Konto zu eröffnen, sodass die Verwendung jederzeit transparent nachvollzogen werden kann.
Räbeliechtliumzug und Kinderfasnacht bleiben
Bereits im März hatte man davon gesprochen, dass die beiden «Juwelen» des VVM trotz der Vereinsauflösung erhalten bleiben müssten: Um den Räbelichtliumzug würde sich Bea Benacka kümmern, um die Kinderfasnacht Desirée Hefti. Beide Anlässe werden zwar auf Gesuch hin jeweils von der Gemeinde finanziell unterstützt, dennoch wollte man ihnen als Reserve je 5000 Franken mit auf den Weg geben. Der Betrag soll beim Verein Treffpunkt «parkiert» werden, der jedoch keine Verfügungsgewalt darüber hätte. «Das wäre gut eingesetztes Geld», sagte René Savoy. Die Anwesenden stimmten dem entsprechenden Antrag unisono zu.
Auch die Festordnerin Maria Häni wird weiter tätig sein und ausserdem die Ehrendamen betreuen, denn sie wurde schon bis anhin von der Gemeinde bezahlt.
Keine 20’000 Franken ans OMM
Weniger Glück hatte Daniela Fluder, VVM-Mitglied, ehemalige Organisatorin von «Blumen in Meilen» sowie Präsidentin der Stiftung Ortsmuseum. Sie stellte einen Antrag für die Auszahlung von 20’000 Franken an die Erneuerung der in die Jahre gekommenen Dauerausstellung im Museum. Damit sollte das für weitere Unterstützungsgesuche unerlässliche Ausstellungskonzept erarbeitet werden. Nach längerer Diskussion lehnten die Anwesenden das Gesuch mit 26 Nein- gegen 19 Ja-Stimmen ab.
Marzena Kopp liess jedoch durchblicken, dass später ein «substanzieller» Beitrag an das OMM durchaus möglich sei, denn die Gemeinde sei an einer guten Dauerausstellung interessiert. Immerhin hat der VVM zehn Stühle des OMM gesponsert, was 5000 Franken kostete und den Namen «VVM» lebendig erhält.
Auflösungsbeschluss mit einer Gegenstimme
Das Haupttraktandum kam zum Schluss. Die formelle Auflösung des Vereins nach 125 Jahren (siehe Kasten) erfolgte rasch und mit 47 zu 1 Stimme. «Das isch ja käs Luege», betrauerte René Savoy die hochschnellenden Hände und stellte einige Sekunden später fest: «Der Verein ist nun Geschichte.»
Die Liquidation des VVM inklusive Schuldenruf wird professionell von Sandro Gmür von Girschweiler Partner AG durchgeführt, der sich auch um die «Ländereien» kümmern wird, welche ebenfalls an die Gemeinde fallen. Der Verein hat schon früh in Meilen diverse Landparzellen erworben, zum Beispiel für den «Hirschpark» am Dorfbachtobel oder für die Platzierung von Bänkli, ausserdem gehört der Zweienbachweiher dem VVM, genauso ein grosses Waldstück mit Findlingen und diverse andere Flächen von 3 bis 4392 Quadratmetern – bei letzterem handelt es sich um einen bewaldeten Abhang beim Zweienbach. Die VVM-Bänkli werden von der Gemeinde weiter unterhalten, und sie übernimmt auch den Waldlehrpfad.
Die Hagelkanone soll weiterhin knallen
Lager, Archiv, Fahnen im Wert von 4000 Franken sowie die Hagelkanone werden dem Ortsmuseum übergeben. Wer die Hagelkanone dann letztlich betreibt, ist noch nicht ausdiskutiert – dass sie bei Anlässen zum Einsatz kommen soll, ist aber gewünscht, auch weil damit Erinnerungen an den Verkehrsverein geweckt werden.
Mit Verantwortungsbewusstsein
Bevor es zum schönen und üppigen Apéro ging, trug der ehemalige VVM-Präsident Ruedi Wunderli eine gereimte Beerdigungsrede vor, welch in der Feststellung gipfelte «so sehr sich der Vorstand auch bemühte, der VVM kam nicht mehr zur Blüte».
Gemeindepräsident Christoph Hiller als Vertreter der «Haupterbin» schliesslich bemerkte, er sei zum ersten Mal bei einer Vereinsauflösung dabei und bedauere sehr, dass es so weit kommen musste: «Vereine wie der VVM, der der Allgemeinheit etwas bietet, sind wichtig für das soziale Leben im Dorf.» Der Gemeinderat werde das Erbe mit Verantwortungsbewusstein verwalten.
Als Geburtsjahr des VVM (Verkehrsverein Meilen) wird 1899, 1901 oder 1910 angegeben – je nach Interpretation. Ortshistoriker Peter Kummer plädiert in seiner Jubiläumsschrift aus dem Jahr 2010 klar für 1899. Sicher ist, dass der Verein aus der Mittwochgesellschaft hervorging und als spezielle «Verkehrskommission» der MGM gebildet wurde. Ebenfalls 1899 wurde dann bereits der «Verkehrs- und Verschönerungsverein» gegründet. Statuten gab es ab 1901, gedruckt lagen sie aber erst 1910 vor.
Der Zweck des Vereins: «Durch die Anlage passender Einrichtungen die Gemeinde Meilen und ihre Umgebung zu verschönern und Einheimischen und Fremden den Aufenthalt möglichst angenehm zu machen.»
Zum diesbezüglichen Instrumentarium gehörten über die Jahre nicht nur die bekannten Ruhebänkli mit VVM-Emblem, sondern auch diverse Spazierwege, ein Hirschpark (1909-1928), ein kleiner Park (die heute noch bestehende Seehof-Anlage), die Hagelkanone, der Empfang von heimkehrenden Vereinen, die Aktion «Blumen in Meilen», ein Waldlehrpfad, der Räbeliechtliumzug, die Kinderfasnacht, eine Brückenwaage (auf der Burg), ein Partylokal (Reservoir auf der Burg), die Weihnachtsbeleuchtung, und vieles mehr.
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