- Kolumne
- Beni Bruchstück
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Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. Roger sass neben mir, und auch Carla war wiedermal da. Und sie und ich konnten nicht glauben, was Roger uns erzählte.
«Wenn ich’s euch doch sage! Es war Murphy’s law. Ich hatte Pikettdienst, und am Samstagmorgen kam der Anruf. Einer unserer besten Kunden hatte ein richtig grosses Problem. Ich musste gehen und gleich über Nacht bleiben.» Deshalb war Roger nicht dabei gewesen, als die Zeitfahrer der Rad-WM durch unser Dorf fuhren. Er, der Sportfan, der immer über alle Sportereignisse Bescheid wusste, hatte nicht dabei sein können, als sich die mutigen Radfahrerinnen und Radfahrer die Schwabachstrasse hinunterstürzten. «Das war unglaublich. Mir hat das Angst gemacht», sagte Carla, die wie ich die rasenden Zweiräder live gesehen hatte. «Mit hundert Sachen sind die da an uns vorbeigerast, und man konnte nur hoffen und beten, dass die Bremsen funktionieren.» – «Das war schon spektakulär», bestätigte ich. «Und jedes Mal fuhr ein Motorrad voraus und ein Serviceauto hinterher. Die hatten dasselbe Tempo.» – «Ja, ich hab’s gelesen», sagte Roger leicht ärgerlich. «Es stand sogar im ‹Blick›. Die Schwabachstrasse sei grenzwertig gewesen, ‹über dem Limit›, meinte ein Italiener.» «Naja», sagte ich, «die Strecke ist lang und steil. Aber sie konnten sie am Vortag anschauen und befahren. Sie wussten also, was sie erwartete.» – «Ich bin einfach nur froh, dass dort kein Unfall passiert ist. Das wäre eine Katastrophe geworden!» Carla nippte erleichtert an ihrem Weisswein. «Es war auch der Abschnitt mit dem schlechtesten Strassenbelag», fuhr ich fort. «Ein Vertreter der WM-Leitung sagte denn auch, die Strasse sei dort tatsächlich ‹kein Billard-Teppich›. Aber eben auch nicht so schlimm, wie es viele dargestellt hätten.» So beschäftigte uns dieser nun weltweit bekannte Strassenabschnitt noch eine Weile. Dann wechselten wir das Thema, weil Roger immer stiller wurde. Schliesslich bezahlte ich. «Du bist eingeladen», sagte ich zu Roger. Mit «wenigstens ein kleines Trösterli» bedankte er sich. «Bis in einer Woche», rief ich zu Jimmy, und der antwortete: «Bis nächste Woche.» Ich trat nach draussen und freute mich, dass ich die Rad-WM so hautnah hatte erleben dürfen. Dann war ich aber auch froh, dass sich nun die Verkehrssituation wieder normalisierte.
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