Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen

Feiern mit Bach

Das Bettagskonzert 2024 stand unter dem Motto «Floating spirit» und wurde auch dieses Jahr von der Mittwochgesellschaft unterstützt, die diese Konzertreihe nun seit zehn Jahren mitträgt.

Die Musiker, der Chor und die Leiterin erbrachten eine hervorragende Leistung. Fotos: Alain Chervet

In diesem Konzert traten der Chor der Kantorei Meilen «Cantiamo insieme» und das Meilemer Barockensemble auf, beide unter der Leitung der Organistin Barbara Meldau. Im Mittelpunkt des Programms standen Werke des grossen Barockkomponisten Johann Sebastian Bach (1685 – 1750), dessen Musik wegen ihrer Tiefe und geistigen Kraft berühmt wurde.

In zwei informativen Einführungen beleuchtete Pfarrer Erich Wyss drei Zeitabschnitte (die Weimarer Zeit 1708 – 1717, die Köthener Zeit 1717 – 1722 und die Leipziger Zeit 1723 – 1750 im Werdegang J.S. Bachs).

Standesgemäss eröffnete Barbara Meldau den Programmreigen mit der (vierteiligen) Toccata und Fuge(n) E-Dur BWV 566 an der grossen Orgel. Nach fein registriertem Praeludium liess sie in der ersten Fuge – markig registriert – virtuos Füsse über die Pedale und Finger auf den Tasten «hüpfen», dass es eine Freude war. Über Rezitativ und Fuge 2 erreichte sie in guter Durchhörbarkeit, gekonnt registriert, die Tonika wieder.

Zum als zweites angesetzten V. Brandenburgischen Konzert D-Dur BWV 1050 richteten sich die neun Mitglieder des Meilemer Barockensembles unter der Aegide von Konzertmeisterin Johanna Pfister im Altarraum ein, gingen das dreisätzige Werk (es wird als erstes Cembalo-Konzert der Geschichte gehandelt) in gesundem Tempo, mit betont ausgewogener tonaler Ausgeglichenheit an. Die Traversflöte, von Liliane Ehlich sorgsam gespielt, fügte sich gut in den Gesamtklang ein. Yves Bilger gestaltete seinen solistischen Part am Cembalo (inkl. Bach’scher Originalkadenz) mit Selbstverständlichkeit, virtuosen Fingern und dynamischen Abstufungen souverän. Im Affettuoso ertönte gar feine Zurückhaltung im dreistimmigen Satz, ehe im End-Allegro das lebendige Tempo zu gefallen wusste. In der Folge stunden zwei Lieder aus dem Notenheft für Anna Magdalena Bach an: In «Erbauliche Gedanken eines Tabakrauchers» konnten sich choreigene Tenöre solistisch hervortun, dieweil «Dir, Jehova, will ich singen» von der gesamten Chorgemeinschaft in sattem Klang unter dem suggestiven Dirigat von Barbara Meldau gegeben wurde.

Dies leitete in den Abschnitt der Leipziger Zeit mit sechs Chorälen aus Kantaten über. Auf alle sechs einzeln einzugehen, sprengt den Rahmen. Kurz erwähnt sollen die Selbstverständlichkeit bewegter Oboen-Figurationen, fein abgestufte Dynamik, Violin-Solo in Behändigkeit über alle 4 Saiten, dezenter Frauenchor-Klang, artiger Orgelpositiv-Einsatz und fülliger Chorklang sein. Zum selben Abschnitt gehörte die achtsätzige Orchestersuite h-moll BWV 1067. Auch hierin erging sich das Instrumental-Ensemble in vornehmer Zurückhaltung auf ihren Barockinstrumenten. Es wurde zuverlässig-gekonnt, wo am Platze, in passend gemächlichem Schritt, musiziert. Getragene Cantilenen wurden kunstgerecht gestaltet, bevor die Instrumentalisten in bewegten Teilen – dynamisch abgestuft – ihr Können locker unter Beweis stellten. Passend dazu der Schlusschor aus der Kantate BVV 215 «Freudig soll Dir unser Loblied erschallen». Die textgetreue Agogik erfreute in der Tat – dank des homogenen Chorklangs – auf’s Schönste! Barbara Meldau feierte am Bettagskonzert ihr 25-Jahre-Jubiläum als Organistin in Meilen. Der tosende Applaus und die Jubelrufe waren das beste Zeichen für die Begeisterung des Publikums über die ausgezeichnete Leistung der Musiker, des Chors und der Chorleiterin – Bravo!

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