- Kolumne
- Beni Bruchstück
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Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. Roger sass neben mir, in Gedanken versunken. Ich konnte mir vorstellen, was ihn beschäftigte.
«Du hast dir den Final Tschechien gegen die Schweiz angeschaut. Stimmt’s?» – «So etwas muss ich sehen.» – «Und wie war’s?» – «Ich bin hin- und hergerissen. Einerseits haben sie eine ihrer besten Weltmeisterschaften gespielt.» – «Und andererseits?» – «Naja, sie haben den Final verloren. Wieder einmal. Sie waren so nah dran am ersten Titel!» – «Immerhin haben sie die Silbermedaille gewonnen», wandte ich ein. «Ja», meinte Roger. «Oder Gold verloren.» Er wusste nicht recht, was er vom Ausgang der Eishockey-Weltmeisterschaft halten sollte. «Haben sie denn schlecht gespielt? Im Final meine ich.» – «Ganz und gar nicht», sagte Roger. «Im Gegenteil, sie haben sehr gut mitgehalten.» – Ich versuchte es andersrum. «Haben denn die Tschechen unverdient gewonnen?» – «Das kann man so nicht sagen. Sie haben den Sieg nicht gestohlen.» – «Dann war es also ein tolles Spiel, und die bessere Mannschaft hat gewonnen. Ist doch wunderbar.» – «Naja, wunderbar? Ich weiss nicht.» – «Gilt nicht auch hier: Dabeisein ist alles?» – Roger sah mich skeptisch an. «Das ist der olympische Gedanke. Aber im Grunde hast du schon recht. Nur, bei diesen Spielen geht es um sehr viel. Eine ganze Nation fiebert mit!» Nun wurde ich etwas skeptisch. «Dass da gleich die ganze Schweiz mitgefiebert hat, bezweifle ich. Zudem, in welchem Mannschaftswettbewerb hat die Schweiz das letzte Mal den zweiten Platz belegt?» – Roger lenkte ein: «Okay, einverstanden. Silber ist nicht schlecht.» – «Silber ist sogar sehr gut», unterstrich ich und bestellte noch einmal zwei Stangen. Jimmy stellte uns die gefüllten Gläser hin und sagte: «Der goldene Saft für die silberne Medaille. Geht aufs Haus!» Dankend nahmen wir einen grossen Schluck. Roger besprach dann noch das ganze Spiel, und ich staunte, wie viel er selbst über ein Null zu Null zu sagen wusste. Schliesslich musste ich gehen und verabschiedete mich. Zu Jimmy, sagte ich: «Dann bis in einer Woche.» Und er antwortete: «Bis nächste Woche.» Ich trat in den Frühlingsabend hinaus und dachte mir okay, das letzte Spiel haben sie verloren, aber alle anderen Teams sind schon viel früher nach Hause gegangen. Wenn das keine tolle Leistung ist!
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