- Kultur / Politik
- Karin Aeschlimann
Meilener Anzeiger AG
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Viele der Besucher betraten am vergangenen Samstag bereits gut gelaunt den Jürg-Wille-Saal. Nicht wenige hatten zuvor im «Leue» etwas gegessen und wussten, dass es nun etwas zu lachen geben würde – und das heiter gestimmte Publikum wurde nicht enttäuscht.
Allein und nahezu ohne Requisiten unterhielt der kleine Mann aus Appenzell Innerrhoden die über 200 Zuhörer. Er erzählte in seinem – zumindest für Zürcher – ungewöhnlichen Dialekt dem Meilemer Publikum von seiner zuweilen ungewöhnlichen Weltsicht.
Als Zeitung lese er ohnehin nur das Lokalblatt, das immerhin viermal im Jahr erscheine und dessen Titelseite doch meistens zuvorderst zu finden sei. Das reiche vollkommen. Natürlich beschäftige es auch ihn, wenn in der Welt Krieg herrscht. Aber wenn sich auf dem Komposthaufen seines Nachbarn ein Mottbrand entwickle, dann sei das irgendwie wichtiger für ihn. So setzte Simon Enzler die Prioritäten für die wirklich wichtige Dinge im Leben neu. Die Ironie, mit der Enzler ablieferte, war befreiend.
Erinnerungen an eine Meilemer Seeüberquerung
Dem Meilener Anzeiger vertraute der Künstler vor der Show an, dass er zwar noch nie im wunderschönen Löwen-Saal gespielt habe, aber in Meilen schon einmal an einer Seeüberquerung teilgenommen habe. Damals sei er regelmässig mit ein paar Freunden bei Tagesbeginn schwimmen gegangen. Und irgendwann sei die Idee aufgetaucht, die erworbene Fitness auch einmal unter Beweis zu stellen. Dabei sei die Wahl auf die Meilemer Seeüberquerung gefallen. Allerdings sei das begleitende Motorboot chronisch zu nah an den Schwimmenden gefahren, so dass er unentwegt die Abgase einatmete und sich im Ziel übergeben musste. Dennoch sei ihm seither Meilen in guter Erinnerung.
Nostalgie ist Schönheitschirurgie
Auch in der zweiten Hälfte trug Enzler seine appenzellerisch-liberalen Gedanken zu Markte. Natürlich dürfe jeder seine eigene Meinung haben, solange er sie für sich behält. Und überhaupt halte er nichts von Nostalgie. Nostalgie sei die Schönheitschirurgie für banal gewordene Anekdoten, das Botox für schlaff gewordene Erinnerungen.
Der Schlussapplaus des dankbaren Publikums holte Simon Enzler noch einmal hinter dem Vorhang hervor. Enzler nutzte die Gelegenheit, um auf launige Art und Weise noch auf seine CD und – für die Modernen unter uns – auf seinen Memorystick aufmerksam zu machen. Beides konnte man am Ausgang käuflich erwerben.
So endete auf wunderbar unterhaltsame Weise das reichhaltige Jahresprogramm der Mittwochgesellschaft Meilen. Man darf sich auf das Jubiläumsjahr 2024 freuen.
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