Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Skisprung-Pionier der alten Schule

Vor etwas mehr als einem Jahr feierte Andreas Däscher seinen 95. Geburtstag und wurde aus diesem Anlass im Meilener Anzeiger porträtiert. Nun ist der ehemalige Skispringer, dessen Technik den Sport revolutionierte, im Alterszentrum «Platten» verstorben.

Geboren wurde Andreas Däscher in Clavadel oberhalb von Davos, und das führte ihn auch zu jenem Sport, in dem er es zur Meisterschaft bringen sollte: Vor der Haustüre befand sich eine Sprungschanze, die von den Buben eifrig genutzt wurde. Der Beste unter ihnen war immer Andreas.

Epochemachende Technik

Als 17-Jähriger durfte er 1944 erstmals an einer grösseren Konkurrenz starten, es war das Neujahrsspringen auf der Bolgenschanze in Davos. Mit 20 Jahren ging es an die Winter-Olympiade in St. Moritz. An den olympischen Winterspielen von 1956 in Cortina d’Ampezzo erreichte Andreas Däscher den sechsten Rang, ausserdem wurde er neun Mal Schweizermeister – und er entwickelte ab 1950 eine ganz neue, spezielle Sprungtechnik, bei der die Arme des Springers im Flug eng nach hinten an den Körper angelegt werden, statt nach vorne zu zeigen.

Dieser Stil setzte sich durch und wurde mehr als 30 Jahre lang von den besten Skispringern der Welt verwendet. Die Däscher-Technik war allerdings zu Beginn beim Schweizer Skiverbeand auf wenig Begeisterung gestossen, obwohl sie den Skispringern zu weiten, besser kontrollierbaren Sprüngen verhalf.

Unternehmer in Meilen

Am 1. August 1947 zog Andreas Däscher nach Meilen, ein Schritt, den er nie bereute. Der ausgebildete Sanitär- und Heizungsmonteur baute im Dorf nach Anstellungen bei der Firma Hollenweger und bei der Migros (damals PAG) sein eigenes Unternehmen mit bis zu 21 Angestellten auf und gründete mit seiner Frau eine Familie mit einem Sohn und zwei Töchtern. Als er 2019 zuerst seinen Sohn Andy und dann im Herbst nach über 70 Jahren Ehe seine Frau verlor, brach für ihn eine Welt zusammen. Doch er schaffte es – auch mit Hilfe seiner Töchter, zu denen er eine schöne Beziehung pflegte –, die Schicksalsschläge zu verkraften.

Auf der «Platten», wo er die letzten Jahre seines Lebens verbrachte, gefiel es ihm sehr gut. Speziell lobte er das freundliche Personal, und er genoss seine kleinen Rituale. So trank er jeden Abend vor dem Essen im Bistro ein Bierchen, und sommers wie winters liess er es sich nicht nehmen, auf dem Balkon vor seinem Zimmer genüsslich seine «Krummen» zu rauchen.

Nun ist Andreas Däscher, 96-jährig, am 4. August auf der «Platten» friedlich im Schlaf gestorben.

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