- Kolumne
- Beni Bruchstück
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Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. «Ich denke, das hat gezeigt, dass Putin seinen Laden nicht im Griff hat.» – Noch bevor Roger sich richtig gesetzt und den ersten Schluck genommen hatte, hatte er gefragt: «Was war das denn?» Nachdem er sein Bier zur Hälfte geleert hatte, wurde schnell klar, dass er damit den Aufstand Prigoschins gegen Putin «oder was auch immer das war» gemeint hatte.
Die Weltpolitik war selten Gast an unserer Theke. Aber das hatte meinen Kameraden – und nicht nur ihn – nun doch beschäftigt. «Das war in der Tat eine kuriose Angelegenheit», meinte auch ich. «Und es scheint bis jetzt noch nicht klar, was er damit beabsichtigte.» – «Ich frage mich», sagte Roger, «ob Prigoschin selber wusste, was er da tat.» – «Er muss einen Plan gehabt haben. 25’000 Mann setzt man nicht einfach so mal in Bewegung. Das will überlegt sein.» – «Ich hätte mich so gefreut, wenn der nach Moskau marschiert wäre und Putin entmachtet hätte.» – «Ich weiss nicht, ob ich das gewollt hätte», meinte ich vorsichtig. «Wieso nicht?» – «Putin ist zweifellos ein skrupelloser Machtpolitiker. Aber Prigoschin wäre in dieser Hinsicht keinen Deut besser.» – «Aber meinst du nicht, dass dann der scheiss Krieg in der Ukraine zu einem Ende gekommen wäre?» – «Das war meine einzige Hoffnung, dass sich durch Prigoschins Verhalten die Kräfteverhältnisse im Krieg deutlich zu Gunsten der Ukraine wenden.» Wir bestellten noch ein Bier. «Meinst du, der geht nach Weissrussland?», fragte Roger. «Das bezweifle ich. Der ist doch jetzt nur noch sicher, wenn er von seinen Söldnern beschützt wird. Sobald er von der Truppe weg ist, hat er doch einen Autounfall oder fällt plötzlich vom Balkon.» Roger schüttelte den Kopf. «Das ist eine andere Welt!» – «Ja, und doch ist es dieselbe, in der wir leben.» – «Ich bin dankbar, dass ich in diesem Teil der Welt leben darf.» Wir tranken aus. Roger bestellte noch ein Bier. Ich aber verabschiedete mich von ihm. Und zu Jimmy sagte ich: «Bis in einer Woche.» Und er antwortete: «Ja, bis nächste Woche.» Als ich in den sommerlichen Abend hinaustrat, auf den ruhigen See hinausblickte und die friedlichen Menschen sah, konnte ich nicht anderes, als Roger recht zu geben. Und ich sagte still in mich hinein: «Danke!»
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