Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Neulich in Meilen: Zum Vierten!

Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. Als Roger hereintrat und sich dazusetzte, sah ich ihm sogleich an, dass er bestens gelaunt ist. «Na, gibt es etwas zu feiern?», fragte ich ihn und hielt ihm meine Stange hin.

Roger packte seine Stange und stiess an. «Zum vierten Mal ist ein Schweizer Champions-League-Sieger geworden.» – «Darauf wollen wir trinken», sagte ich und sah zu, wie Roger im ersten Zug beinahe das ganze Glas leerte. Mit einem zufriedenen Seufzer stellte er sein Glas hin. «Wer waren denn die ersten drei?» Roger schaute mich an, als hätte ich ihn gefragt, wieviel zwei plus zwei ergeben. Doch dann sagte er mit einem Lächeln: «Stéphane Chapuisat, Ciriaco Sforza und Xherdan Shaqiri.» – «Chapuisat ist aber schon eine Weile her, nicht wahr?» – «Das war 1997, mit Dortmund», antwortete Roger fachmännisch. «Das heisst, es hat sechsundzwanzig Jahre gedauert bis zum Schweizer Champions-League-Sieger Nummer vier?» Roger sah mich aus dem Augenwinkel an. «Ja, ich weiss, vier sind nicht viel. Aber die Message ist doch, dass es in der kleinen Schweiz immer wieder Spieler gibt, die es an die europäische Spitze schaffen!» – Ich nickte. «Und Akanji war am Siegtor beteiligt», fuhr Roger nun wieder leidenschaftlich fort. «Hast du gesehen, wie er sich als Verteidiger im richtigen Moment am Angriff beteiligt und den tödlichen Pass gegeben hat?» – «Tut mir leid, ich habe das Spiel nicht gesehen», musste ich zugeben. Aber Roger beachtete meine entschuldigende Geste gar nicht. Begeistert berichtete er mir vom entscheidenden Spielzug. Wie Manuel Akanji den Ball bekam, auf den Strafraum zuging, sich dadurch in der Verteidigung eine Lücke auftat und er so den Pass in die Tiefe geben konnte. «Die Hereingabe von Bernardo Silva wurde noch abgewehrt. Aber dann kam Rodri und traf aus 15 Metern unhaltbar. Wunderbar!» Jimmy brachte ihm noch ein Bier. Wieder trank er so durstig, als würde er selber gerade vom Spielfeld kommen. Ich bezahlte und klopfte Roger auf die Schulter. «Dann hattest du ja ein gutes Wochenende.» – «Und wie!», bestätigte er. «Bis in einer Woche, Jimmy», rief ich ans andere Ende der Theke. «Bis nächste Woche», tönte es von dort zurück. An jenem Wochenende sind auch viele traurige Dinge geschehen, dachte ich bei mir. Aber die schönen Geschichten müssen wir auch erzählen. Sie tun gut.

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