- Kolumne
- Beni Bruchstück
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Neulich sass ich an der Bar und trank ein Bier. Roger setzte sich zu mir. «Das war vielleicht ein tolles Wochenende!», meinte er ohne Begrüssung.
«Warst du auch am Holzerwettkampf?» – «Nein», antwortete ich, «und ich hatte trotzdem ein schönes Wochenende.» Aber Roger war immer noch beeindruckt vom Wettkampfweekend und fuhr fort: «8000 Besucherinnen und Besucher waren da. Das ist eine schöne Menge!» – «Wow, damit hätte ich nun nicht gerechnet.» – «Und einen Rekord hat es auch gegeben. Einen Brunnen von 51 Meter Länge!» – «Wie beeindruckend. Und wofür ist der gut?» – «Na, man hat nun einen Rekord in Sachen Brunnenlänge.» – «Das beantwortet meine Frage nicht.» – «Ist doch völlig egal, wofür der Brunnen gut ist. Meilen kann nun von sich behaupten, dass es den längsten Brunnen der Welt hat.» – «Meilen?» – «Na, die Gemeinde Meilen hat ihn gekauft.» – «Wieso das denn?» – «Einfach so!», meinet Roger. Ich sah ihn nachdenklich an und trank einen Schluck. Dann noch einen. Schliesslich fragte ich: «Und was machen wir nun damit?» Roger zuckte mit den Schultern. «Weiss auch nicht. Aber Meilen hat nun einen Weltrekord. Welche Gemeinde kann das schon von sich behaupten?» Das genügte mir nicht. Ich begann zu fantasieren: «Man könnte ihn auf die Dorfstrasse stellen. Als verkehrsberuhigende Massnahme.» – «Dann lieber gleich auf die Seestrasse», meinte Roger. «Oder wir schenken ihn dem Drachenbootclub. Als eine Art Trainingsboot.» Nun stieg auch Roger ein. «Dann wäre aber der Bobclub Zürichsee ebenfalls eine Adresse. Da könnten mehrere Teams gleichzeitig das Einsteigen nach dem Anschieben üben.» – «Vielleicht hat ja die Stiftung Burkwil Interesse. Die könnten den Brunnen doch in der Überbauung als Symbol für die endlos fliessende Quelle des Lebens nutzen.» – «Oder man stellt ihn in irgendeinem Quartier auf. Um dem Überfluss an Parkplätzen zu wehren.» Wir lachten und stiessen an. «Bevor ich jetzt noch mehr Quatsch erzähle, sehe ich zu, dass ich nach Hause komme», sagte ich schliesslich und legte das Geld auf die Theke. Auch Roger machte sich auf den Nachhauseweg.
«Bis nächste Woche, Jimmy!» – «Bis in einer Woche!» Und als ich in den frühlingshaften Abend hinaustrat, dachte ich bei mir: «Immerhin regt der Rekordbrunnen die Fantasie an.»
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