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In der neusten Wechselausstellung des OMM dreht sich alles ums Thema See. Die Künstlerin Barbara Heé zeigt ihre Blicke aufs Wasser, Schätze aus der Sammlung wurden ans Tageslicht geholt, und eine seltene Leihgabe aus der Sammlung Blocher hat den Weg ins Museum gefunden.
Am Freitag war Vernissage der Ausstellung mit vielen Facetten. Wer sich für zeitgenössische Kunst begeistert, wird genauso bedient wie kulturhistorisch Interessierte, dazu kommen diverse «Mitmachaktionen», die direkt zum Handeln einladen. Nicht berührt werden darf hingegen das Prunkstück der Schau: «Blick auf den Zürich See» (1946) von Gottardo Segantini (1882-1974) wurde dem Ortsmuseum von alt Bundesrat Christoph Blocher ausgeliehen und fordert mit einer Absperrung Abstand ein. Das einnehmende Werk in zarten Farben mit einem Brückengeländer im Vordergrund (handelt es sich um die Zürcher Quaibrücke?) wurde noch nie öffentlich gezeigt und wird stets gut bewacht.
Barbara Heé umkreist ihre Motive
Doch als erstes wurden die Vernissagebesucher am Segantini vorbei in den Gewölbekeller des Museums komplimentiert, der ganz den Werken der Künstlerin Barbara Heé gehört. Ihre Fotoarbeit «See you» – sie gab letztlich der ganzen Ausstellung im Ortsmuseum den Titel – ist auf Staffeleien ausgestellt, die «wie ein Wald» wirken sollten, so Anna Wenger, Präsidentin der Stiftung Ortsmuseum.
Es handelt sich bei «See you» um eine Arbeit, für die die Künstlerin den winterlichen Lützelsee immer und immer wieder umwanderte und in Tausenden von Fotos Ensembles festhielt, die sich ihr beim intensiven und wiederholten «Umkreisen» der Orte in vollkommener Stille offenbarten – Gras in farbig schillernden Ölpfützen etwa oder Kiesel, Eiskristalle, Geflechte und Zweige.
Bemerkenswert: alle Bilder wurden mit dem meist auf Schwarzweiss-Fotografie eingestellten Handy gemacht und nachträglich weder beschnitten noch sonstwie bearbeitet. «Man muss selber ein Teil der Natur werden», sagte die Künstlerin später, und es handle sich bei ihrer Arbeit um ein regelrechtes «Untersuchen» der Orte. Eben ist auch ihr Buch «SEE YOU – Luzzilunsea» mit einer Auswahl der Fotografien erschienen (Vexer-Verlag).
Schönheit und Zerstörung
Kunsthistorikerin Katrin Luchsinger erwähnte in ihrer sehr feinfühligen und von viel Sachkenntnis zeugenden Laudatio, dass Barbara Heé sich auch als Künstlerin verstehe, die sich für Klimafragen engagiert: «Welche Schönheit, welche Zerstörung!»
Gezeigt werden ausserdem grossformatige Zeichnungen auf Japanpapier, die in einem langen Prozess entstehen, bei welchem Kohle oder Kreide, Wasser, Farbe und als Unterlage benutzte Bretter aus der Schreinerei eine Rolle spielen. «Es entsteht ein unbestimmter Raum, von kostbarem Licht berührt», beschrieb Katrin Luchsinger den Effekt des Prozesses.
Zürichsee-Bild von 1620
Im Erdgeschoss des Museums sind neben dem Leih-Segantini weitere Ansichten vom Zürichsee (17. – 20. Jahrhundert) aus der eigenen Sammlung zu sehen, zusammengetragen von Kuratorin Julia Hübner. Erfreulicherweise hat sie zu allen Werken einen erläuternden Text verfasst, so dass man nicht nur den Zürichsee in allen möglichen Stimmungen und zu allen Jahreszeiten bewundern kann, sondern auch einiges über den jeweiligen Künstler, das Motiv und den Kontext erfährt.
Besonders freut sich Julia Hübner über das älteste Werk der Ausstellung, eine Radierung mit dem Titel «Zürcher See» von 1620 von Matthäus Merian dem Älteren (1593 – 1650) in bestem Zustand: «Ich war nicht nur bei diesem Bild überrascht, was für schöne Werke wir in der Sammlung haben.»
Speziell ist auch eine Radierung von 1790, welche auf drei Blättern das linke und das rechte Zürichseeufer mit seinen Gebäuden zeigt, und zwar so, dass man sie von beiden Seiten betrachten kann. Ebenfalls sicher nicht alltäglich: «Meilen mit Ledischiff», ein Ölgemälde von einem alt Bundesrat. Ernst Nobs (1886 – 1957) schuf es ein Jahr vor seinem Tod.
Neben Bildern aus dem Fundus des Museums sind auch alte Postkarten und ein Modell der Zürichsee-Fähre «Burg» zu sehen.
Ein Ammann als Puzzle
Gleich mehrere Werke stammen von Johann Ammann (1880 – 1950), der in Obermeilen lebte, und von dem auch das bekannte Bild einer prähistorischen Pfahlbausiedlung stammt – es liegt vergrössert als «Puzzle zum Mitmachen» auf. Zum Mitmachen gedacht sind auch acht unterschiedliche Fragen zum Thema See, die direkt beantwortet werden können, oder die Einladung, eigene Seefotos einzureichen. An einer Wand kann man seinen Lieblingsplatz am See bezeichnen, die Badis Feld und Dorf wiesen schon bald viele gelbe Punkte auf.
Übrigens lohnt sich auch ein Besuch im 2. Stock in der Dauerausstellung über Johann Jakob Meyer (1787 – 1858). Die schönsten Schweizer See-Ansichten des Meilemer Landschaftsmalers sind eigens für die Ausstellung in einer Vitrine zusammengeführt worden.
«machTheater» am Sonntag
Begleitend zur Ausstellung finden diverse (Mitmach-)Veranstaltungen statt, so etwa kommenden Sonntag, 21. Mai anlässlich des internationalen Museumstags. Weitere Infos zu Veranstaltungen gibt es auf der Website des Museums.
«see you! Ansichten vom See», Ortsmuseum Meilen, Kirchgasse 14. Ausstellung bis 2. Juli, Öffnungszeiten: Mittwoch 16.00 – 19.00 Uhr, Samstag und Sonntag 14.00 – 17.00 Uhr.
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