- Kolumne
- Beni Bruchstück
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Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. Jimmy wischte die Theke sauber und trocknete die Gläser. Ein Zeichen dafür, dass er nicht gerade viel zu tun hatte.
«Was gibt’s Neues?», fragte er mich. Ich überlegte kurz und musste spontan an eine Begegnung vor ein paar Tagen denken. Ich war auf dem Nachhauseweg und begegnete einer Frau, die ich von früher lose kannte. Wir tauschten uns ein wenig aus. Da erzählte sie mir von einem Konzert, das sie soeben gehört habe. «Nur schön!», sei es gewesen, «nur schön!», wiederholte sie immer noch begeistert von dem Eindruck, den die Musik auf sie gemacht hatte. «Was hatte sie denn gehört?», fragte Jimmy nach. «Sie hatte ein Trio mit zwei Hackbrettern und einem Kontrabass gehört.» – «Ok, das wird bestimmt nicht meine Art von Musik gewesen sein. Ländler sind nämlich nicht so mein Ding», meinte Jimmy. «Das war ja gerade das Spannende», hielt ich dagegen. «Die Frau erzählte, dass das Trio ganz andere Musk gemacht habe, als man erwarten würde. Sie interpretierten Jazzstandards, adaptierten Popsongs und so weiter. Und das hätten sie mit so viel Liebe und Humor gemacht, dass sie einfach nur beglückt aus dem Lokal gegangen sei.» – «Das ist ja schön und gut. Aber Hackbrett?» Jimmy blieb skeptisch. «Das ist doch das Schöne an der Sache», sagte ich. «Es kommt im Grunde nicht auf die Instrumente oder die Musik an. Entscheidend ist doch, dass es ihr gefallen hat. Ob dir die Musik oder das Instrument zusagt oder nicht, ist in dem Fall absolut uninteressant. Sie hat es als ‘nur schön’ erlebt. Und das ist doch grossartig!» – «Das hat was», lenkte Jimmy ein und fuhr dann fort: «Die wichtigere Frage aber ist eine ganz andere.» – «Nämlich?» – «Darf ich dir noch eine Stange bringen?» – «Aber gerne doch!» – Jimmy zapfte mir ein weiteres Bier. Ich genoss den goldenen Saft Schluck für Schluck und hing im Geist noch der Begegnung mit jener Frau nach. Dann zahlte ich und rief Jimmy zu: «Bis in einer Woche!», und er antwortete getreulich: «Bis nächste Woche.» Ich verliess die Bar. Draussen auf der Strasse dachte ich: Das kann vielleicht nur die Musik. Menschen so zu berühren, dass sie zufrieden seufzen: «Nur schön!» Ist doch grossartig, oder?
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