Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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12,5 Tonnen sind gar nicht so viel

Am Wochenende haben sich in Meilen alte Dampfwalzen getroffen. Die voluminösen, tonnenschweren Kolosse haben Charme bewiesen und für Staunen gesorgt.

Wann bietet sich schon die Gelegenheit, die unentbehrlichen Helfer im Strassenbau einmal in aller Ruhe aus der Nähe zu betrachten?

Wobei es keine modernen, dieselbetriebenen Dampfwalzen waren, die hier vom Dampfwalzen-Club Schweiz fein herausgeputzt präsentiert wurden, sondern elf 100- bis 130-jährige Veteranen, liebevoll in Schuss und fahrbereit gehalten.

Der Duft von Kohlestaub und Öl

Dabei gab es nicht nur etwas für die Augen, sondern auch Nase und Ohren wurden bedient: Über der Beugen lag unverkennbar der Duft von Kohlestaub und Öl, und gellende oder melodiöse Pfiffe bewiesen, dass die alten Kolosse auch heute noch ordentlich Dampf ablassen können.

So zum Beispiel Gallus, 12,5 Tonnen schwer. Das ist ein für Walzen übliches Gewicht, aber Gallus ist dennoch in mindestens zweierlei Hinsicht aussergewöhnlich: Erstens handelt es sich bei der englischen Walze von Aveling and Porter mit Baujahr 1893 um das älteste zugelassene Strassenfahrzeug der Schweiz, und zweitens trägt Gallus ganz offensichtlich keinen Frauennamen, was bei Dampfwalzen eine grosse Ausnahme ist. Umrundet war der 130-jährige Koloss beispielsweise von einer Rosmarie, einer Marion, einer Lucky Susy und von der in Meilen bekannten Eva von Toller & Loher, Uetikon, alle übrigens mindestens 100 Jahre alt.

Ein Verein für Gallus

«Also mir gefällt der Name Gallus gut», findet Niklaus Hirschi. Der gelernte Maschinenschlosser und LKW-Mechaniker erzählt, dass die Walze vom Typ R10 im Jahr 1893 von der Bauverwaltung St. Gallen gekauft und über sieben Dekaden lang im Strassenbau eingesetzt wurde, bevor man sie 1964 dem Technorama schenkte. Der eigens gegründete Verein «Aveling & Porter 1893», bestehend aus Hirschi und vier weiteren Walzen-Fans, kaufte Gallus vor fünf Jahren dem Technorama ab und hätschelt ihn seither liebevoll in Zäziwil (BE) in einer Halle mit angegliederter Werkstatt. «Man trifft sich gemütlich und schraubt gemeinsam», erzählt Niklaus Hirschi, «aber gleichzeitig muss man sich schon gründlich und ernsthaft mit der Materie auseinandersetzen.»

Anreise auf dem Lastwagen

Angereist waren alle Walzen per Lastwagen auf extra tiefen Sattelauflegern, damit die Fracht insgesamt nicht zu hoch ist. Eine vernünftige Entscheidung, denn die Höchstgeschwindigkeit der offiziell strassenzugelassenen Walzen liegt bei 10 bis 15km/h, bei diesem Tempo hätte der Weg aus dem Thurgau, aus dem Schaffhausischen oder aus dem Bernbiet Tage oder gar Wochen gedauert. Bei den Ausfahrten von der Beugen bis ins Dorf beschränkten sich die Fahrer von Vornherein aus Sicherheitsgründen auf Schritttempo, denn eigentliche Bremsen gibt es keine – nur einen Retourgang.

Bevor aber ausgefahren werden konnte, musste aufgeheizt werden, oder «schonend aufgewärmt», wie Niklaus Hirschi betonte. Der Kessel wird mit Kohle oder Holz gefüttert, und erst nach zwei bis drei Stunden haben die Walzen genügend Dampf aufgebaut, um in Be-trieb genommen zu werden. Wann es so weit ist, zeigt der Druckmesser. Bei Gallus liegt der maximale Kesseldruck bei 7,5 Bar.

Auch den Kindern hat’s gefallen

Der Präsident des Dampfwalzen-Clubs, Rolf Wetter, ist am Montag mit den letzten Aufräumarbeiten auf dem Gelände beschäftigt und freut sich, dass alles reibungslos geklappt hat. Besonders schön findet er, dass auch viele Eltern mit kleinen Kindern den Weg zu den alten Walzen, den historischen Traktoren und Lastwagen und zum nostalgischen Karussell gefunden haben: «Es haben sich sehr nette Kontakte ergeben.» Einziger Wermutstropfen: Ausgerechnet die Uetiker «Eva» hat bei einer Fahrt zum Bahnhof zwei Muttern verloren, was einen Schaden am Triebwerk auslöste – sie musste abgeschleppt werden, wird aber repariert und kann dann ihren 101. Geburtstag hoffentlich bei wieder guter Gesundheit feiern.

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