Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen

1.-August-Feier im Zeichen der Jurisprudenz

Eine interessierte Festversammlung lauschte aufmerksam dem Präsidenten des Obergerichts: Martin Langmeier stellte sein Amt vor – und beklagte Nachwuchsprobleme.

Die Weissweingläschen mit Meilemer Wappen durfte man als «Bhaltis» mit nach Hause nehmen: Christine Wiesmann, ehemalige Festordnerin, mit Gemeindepräsident Christoph Hiller. Fotos: MAZ

Mit heiterer Musik der «Plauschörgeler vom Sunneufer» wurden die Besucherinnen und Besucher der diesjährigen Nationalfeier im wasserdichten Zelt am See empfangen.

Die lüpfige Musik liess das kalte Regenwetter schnell vergessen, und die Meilemerinnen und Meilemer waren einmal mehr in grosser Zahl in die Seeanlage gekommen, sodass Gemeindepräsident Christoph Hiller vom Rednerpult aus den noch stehenden Personen die letzten Sitzplätze anweisen musste.

Er begrüsste die Anwesenden und gratulierte der früheren Gemeinderätin Helen Gucker zum Geburtstag, die – wie jedes Jahr – auf den Tag genau 650 Jahre jünger ist als die Schweiz. Festordnerin Maria Häni bekam als Dank für ihre hervorragende Arbeit einen wunderbaren Blumenstrauss. Für Sturm und Regen entschuldigte sich der Gemeindepräsident, was nur konsequent war, weil er sich im Vorfeld für das Wetter – ebenfalls wie üblich – verantwortlich erklärt hatte.

Schöne Erinnerungen an den jetzigen Wohnort

Anschliessend stellte er den Redner Martin Langmeier vor. Der Präsident des Obergerichts des Kantons Zürich wohnt seit über zwanzig Jahren in einem Haus in Feldmeilen. Viele schöne Erinnerungen Langmeiers an Feldmeilen reichen allerdings noch weiter zurück: in die Zeit, als er als kleiner Junge in ebendiesem Haus bei seinen Grosseltern zu Besuch war, zum Beispiel, wenn er im Herbst zusammen mit seinem Grossvater Laub verbrannte und sich an den Mottfeuern erfreute.

Martin Langmeiers Gleichnis zu Beginn seines Referates leuchtete spontan ein. Wie die Schiedsrichter im Sport, hätten auch die Richter in den Gerichten ihren Job dann gut gemacht, wenn man nicht über sie spreche. Aber ebenso gelte wie im Sport: Es geht nicht ohne sie.

Fachkräftemangel auch an den Gerichten

Im weiteren informierte Oberrichter Langmeier die Anwesenden, dass am Zürcher Obergericht insgesamt 52 Oberrichterinnen und Oberrichter tätig sind. Als Präsident steht er auch den Bezirksgerichten und all ihren Mitarbeitenden vor, was im Kanton Zürich bedeutet, dass er letztlich für eine Organisation von gut 1300 Personen verantwortlich ist.

Damit ist klar, dass für die Verhandlungsführung als Richter kaum mehr Zeit übrigbleibt. Gerade an vier Tagen im Jahr kann er dieses Amt noch ausüben und muss ansonsten die Verwaltung am Laufen halten, das Obergericht gegenüber dem Kantonsrat vertreten, den Kontakt zum Regierungsrat pflegen, sich mit den Obergerichtspräsidenten der anderen Kantone zu Konferenzen treffen und immer wieder einmal Grussworte überbringen.

Es gibt für die Gerichte auch einige Herausforderungen zu meistern: So sind etwa auch sie gerade bei den jungen Juristinnen und Juristen vom aktuellen Fachkräftemangel betroffen, und mit dem gesamtschweizerischen Projekt «Justitia 4.0» steht die Digitalisierung der Justiz bevor.

Geschenkkorb mit – sozusagen – Meilemer Produkten

Martin Langmeier bekleidet das Amt seit Sommer 2020, was insofern speziell ist, als er im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie auch den Notfallstab des Obergerichtes leiten musste. Mitte 2024 wird er sein Amt turnusgemäss abgeben müssen. Auf Nachfrage sagte er, dass er das mit dem sprichwörtlich lachenden und weinenden Auge machen werde. So freue er sich darauf, wieder vermehrt als Richter tätig sein zu können. Zum anderen werde er die vielen spannenden Begegnungen und Erfahrungen, die dieses Amt mit sich bringt, vermissen.

Die Festgemeinde dankte dem Redner für die Einblicke in Struktur und Organisation der Zürcher Gerichtsbarkeit mit einem langanhaltenden Applaus. Dazu gab es den obligaten schönen Geschenkkorb voller Produkte, die aus Meilen stammen oder, wie die Bananen und die Ananas, zumindest in Meilen eingekauft wurden.

Schweizerpsalm, Grilladen und Feuerwerk

Danach intonierten die zehn Mitglieder der Musikformation Zürisee den Schweizerpsalm, und auch dieses Jahr durften die Anwesenden zuerst dem A-cappella-Gesang von Daniel Mark lauschen. Strophen zwei bis vier sang die Festgemeinde aus voller Kehle mit. Die Mitglieder des Handballclubs Meilen taten einen hervorragenden Dienst beim Verkauf von Grillwaren, Salaten und Getränken. Der Regen konnte der guten Stimmung nichts anhaben und auch weder das neu ins Leben gerufene Jassturnier am Nachmittag noch das abendliche Feuerwerk auf dem See verhindern. Letzteres war, wie jedes Jahr, «das schönste am ganzen Zürichsee» (so der Gemeindepräsident).

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